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Eichholtz, Fritz; Schmitt-Kemper, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1935, 7. Abhandlung): Über die Wirkung der Heidelberger Radiumsole — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.43719#0010
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Fritz Eichholtz und W. Schmitt-Kemper

deutlich war, diesmal überhaupt nicht vorhanden. Ebenso verhält
sich der Gesamtstickstoff und in gewissem Sinne auch das Ammo-
niak. Während in Versuch 2 eine NH3-Vermehrung fraglich war,
ist hier überhaupt keine Veränderung wahrzunehmen; die Werte
vor der Radiumgabe wiederholen sich nachher, nur in anderer
Aufeinanderfolge. Beim Allantoin jedoch ist es umgekehrt. Es
scheint diesmal am ersten Tage nach der Radiumzufuhr leicht ver-
mehrt, um dann aber zunehmend abzusinken, während in Ver-
such 2 überhaupt keine Wirkung erkennbar ist. Lediglich die ph-
Werte befinden sich in guter Übereinstimmung mit Versuch 2:
Sie steigen auf 6,6 an, wenn auch erst am dritten und nicht, wie
dort, am zweiten Tage, um dann wieder zurückzugehen.
Am auffallendsten ist nun das Verhalten der Harnsäure, viel-
leicht liefert es aber gerade den Schlüssel zum Verständnis dieses
Versuches. Während sowohl bei dem Standardversuch 1 als auch
bei dem Versuch mit der hundertfach geringeren Dosis die Werte
am zweiten Tag nach der Radiumgabe steil anstiegen, bleiben sie
diesmal zwei Tage lang unverändert oder zeigen sogar einen
leichten Rückgang. Am dritten Tag erfolgt ein plötzliches Absinken
auf etwa die Hälfte der vorherigen Werte. Hierzu ist zu sagen,
daß das Tier bei der Radiumzufuhr sich erst seit 5 Tagen im
Versuch befand, d. h. nur mit Zuckerwasser ernährt wurde. Offen-
sichtlich sind in dieser Zeit die Harnsäurewerte noch nicht kon-
stant geworden. Sie sinken vielmehr an den Tagen vor der Radium-
gabe dauernd ab, innerhalb 4 Tagen von 66 bis auf 36. Am ersten
Tage nach der Radiumzufuhr erfolgt nochmals ein, allerdings ganz
geringes, Absinken auf 33, am zweiten Tage jedoch wird mit 32
der Wert des Vortages praktisch gehalten. Es hat also den An-
schein, als ob die Wirkung der Dosis 14 • 10 8 diesmal sich darin
erschöpfte, den vorauszusehenden Abfall der Harnsäurewerte am
zweiten Tag nach der Radiumzufuhr, dem — wie wir festgestellt
haben — typischen Tag für die Radium Wirkung, aufzuhalten. Dem
entspricht der steile Abfall am dritten Tag, an dem auch bei der
kleineren Dosis 14 • 10ü eine Retention der Harnsäure beobachtet
wurde.
Die geringe Wirkung der Dosis 14 • 10~8 ist indessen so auf-
fallend, daß man noch an andere Gründe denken muß. So be-
fand sich das Tier bei Versuch 2 bereits 16 Tage im Vorversuch,
bevor Radium gegeben wurde. Man könnte annehmen, daß sein Or-
ganismus durch diesen stärker ausgesprochenen, relativen Hunger-
zustand besonders empfänglich war für eine Radiumwirkung.
 
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