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Eichholtz, Fritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1935, 8. Abhandlung): Der biologische Gedanke in der naturwissenschaftlichen Medizin — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.43720#0015
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in der naturwissenschaftlichen Medizin

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gewissen Herzkrankheiten als „Aortengymnastik“ anwandte. Immer
aber wird die intensive Beschäftigung mit den Methoden der
Atemschulung Erfolge möglich machen, die bei nur gelegentlicher
Anwendung nicht zu erwarten sind. Voreilige Urteile führen oft
dazu, daß leichtfertig der Stab gebrochen wird über ein ehr-
würdiges Rüstzeug der ärztlichen Kunst.
Wir können die spekulative Grundlage der Atemlehre rund-
weg ablehnen, müssen aber zum mindesten eingestehen, daß
auch wir über Irrungen, Hypothesen und Theorien hinweg thera-
peutische Fortschritte erzielt haben, und müssen auch in der
Atemlehre einen aussichtsreichen Forschungsweg begrüßen, der
uns in vielen Fällen einer Therapie näher führt.
Am stärksten ist der biologische Gedanke ausgesprochen in
der Rohkostbewegung. In der Tat ist in der klassischen
Ernährungslehre eines Rubner die tiefe biologische Abhängigkeit
nicht erkannt worden, die zwischen Mensch und Nahrungsstoffen
besteht. Das Studium der Sitten und Gebräuche der verschiedenen
Völker, insbesondere unserer eigenen Vorfahren, bedeutet für
diese Richtung wenig mehr als eine Befriedigung der Neugierde.
Man wurde nicht gewahr, daß ein solches Studium geeignet ist,
durch den geschichtlichen Beweis diejenigen Lebensbedingungen
aufzudecken, die mit der Erhaltung eines Volkes auf die Dauer
vereinbar sind. Man sah nicht, daß jede grundlegende Änderung
dieser Lebensbedingungen ein Experiment mit geschlossenen
Volksschichten oder sogar ganzen Nationen darstellt, über dessen
Verlauf erst die Geschichte entscheidet.
Die Umwelt nämlich, an die wir uns in tausendjähriger An-
passung gewöhnt haben, besteht nicht nur aus Eiweiß, Kohle-
hydraten und Fetten. Wir sind umgeben, extrem gesprochen, vom
gesamten periodischen System der Elemente, das im mineralischen
Untergrund schläft, von den Pflanzen aufgenommen wird und
über die Pflanze hinweg in den Körper von Tier und Mensch
übergeht. Welche Elemente dieses periodischen Systems lebens-
wichtig sind, läßt sich bis heute nicht übersehen. In jedem Jahre
decken die Forscher neue Elemente als wesentliche Bausteine des
lebenden Organismus auf. Aus diesen Elementen des periodischen
Systems entstehen in der Pflanze nicht nur Eiweiß, Kohlehydrate
und Fette, und diese nicht nur als Träger von Energie. Die
gleichen Nahrungs-Stoffe, die bisher durch ihre Verbrennungswärme
 
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