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Eichholtz, Fritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1935, 8. Abhandlung): Der biologische Gedanke in der naturwissenschaftlichen Medizin — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.43720#0017
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in der naturwissenschaftlichen Medizin

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führt bekanntlich zu einer besonders hohen Einschätzung des
grünen Blattes, der Früchte, des Getreidevollkorns und anderer
pflanzlicher Ganzheiten als „Nahrungsintegrale“.
In diesem Zusammenhänge ist auch die Kochsalzfrage zu be-
handeln. Es gehört heute zum gesicherten ärztlichen Wissen, daß
das Salzen der Speisen bei Erkrankungen des Herzens, der
Nieren, und anderer Organe, die mit Ödemen einhergehen, ins-
besondere auch bei allergischen Symptomen, schlecht vertragen
wird. Man pflegt in derartigen Fällen mit gutem Erfolg das Koch-
salz zu verbieten. Hierbei treten auch deutliche antiphlogistische
Wirkungen auf.
Es ist daher mit Freude zu begrüßen, daß auf dem Gebiete
der Krankenernährung erfolgreiche Neuerer aufgetreten sind, die
mit der Einführung der Rohkost, der kochsalzarmen Diät, der
Gerson-Sauerbruch-Diät, der Zickzackkost erfolgversprechende
Wege gehen. Dagegen muß oft die grundsätzliche Frage offen
bleiben, ob bei der Umstellung des Kranken auf eine derartige
Diät die Korrektur einer toxischen Belastung (Kochsalz, Eiweiß,
Kohlehydrat, Fette u. a.), die bessere biologische Eignung (die
man der Rohkost zuschreibt), das verstärkte Angebot an Vita-
minen, Säuren, Basen, Mineralsalzen, „Sonnenenergien“ oder der
unspezifische Reiz der neuen Ernährung maßgebend ist. Was die
letzte Möglichkeit angeht, so muß es jedenfalls eigenartig be-
rühren, daß die gleichen Erkrankungen, die für die neuen Diät-
verfahren besonders geeignet erscheinen, an anderer Stelle er-
folgreich mit klimatischen und Brunnenkuren, mit Mineralsalzen und
anderen unspezifischen Behandlungsverfahren gebessert werden.
Eine besondere Beachtung verdient die neubelebte Behandlung
von infektiösen Darmerkrankungen mit Hilfe von Obstkuren. Mit
der MöRO’schen Apfeldiät wurde ein erfolgreiches Verfahren in
die Klinik eingeführt, das in anderen Gegenden in Form der
Zwiebel-, Tomaten- und Paprikakuren, oder mit Hilfe von Erd-
beeren, Trauben, Bananen und Reineclauden zum Teil seit langem
gebräuchlich ist. Der Wirkungsmechanismus derartiger Obstkuren
ist heute noch unbekannt.
Es gibt Ärzte, die schon in der Frage nach dem Wirkungs-
mechanismus der Apfeldiät ein Vergehen gegen die reine Lehre
der Biologie erblicken. Es genüge ihnen, an einem neuen Beispiel
die Tatsache der biologischen Zusammengehörigkeit von Mensch
und Natur demonstrieren zu können.
 
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