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Eichholtz, Fritz; Brehm, Karlheinz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1935, 9. Abhandlung): Preßsaftsilage: ein Beitrag zur völkischen Wirtschaft, Ernährung und Gesundheit — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.43721#0005
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Ein Beitrag zur völkischen Wirtschaft, Ernährung und Gesundheit

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die Tätigkeit der Milchsäurebildner beschleunigt wird, sodaß die
Silage stärker sauer wird. Das trifft für einzelne Futterstoffe auch
zu. Im allgemeinen wird man indessen damit rechnen können,
daß in den Zellsäften selbst bereits genügende Zuckermengen zur
Bildung der gewünschten Milchsäurekonzentration vorhanden sind.
Der Gebrauch von Zucker als Saftlocker hat allerdings den un-
bestrittenen Vorteil, daß eine vom gesundheitlichen Standpunkte
aus unbedenkliche Substanz verwendet wird an Stelle des Koch-
salzes, das besonders bei gewissen chronischen Krankheiten
des Menschen Schaden verursachen kann.
Der natürliche Sickersaft der Pflanzen läßt sich durch Anfeuch-
ten der Futtermittel mit Wasser nicht ersetzen. Brunnenwasser
selbst ist kein Nährboden für Milchsäurebazillen, da diese eine
geeignete Lösung von bekannten anorganischen und bisher un-
bekannten organischen Stoffen zur Entwicklung benötigen. Eine
solche Lösung ist der Sickersaft der meisten bekannten Futter-
mittel; bei anderen Futterpflanzen ist indessen der Sickersaft zur
Entwicklung von Milchsäurebakterien ungeeignet, besonders, wenn
er noch durch Wasser verdünnt ist.
Der dritte Vorgang besteht im Auftreten einer milchsauren
Gärung, deren richtiger Ablauf über die Güte der Silage ent-
scheidet. Je schneller sie einsetzt, und je höhere Säurewerte er-
reicht werden, um so vollständiger wird das Wachstum anderer
Hefen und Spaltpilze, auch der pathogenen, zurückgehalten, da
sie bei saurer Reaktion nicht mehr entwicklungsfähig sind. Bei
guten Silagen findet sich daher neben harmlosen Hefen eine
Reinkultur von Milchsäurebakterien.
Bei schwer silierbaren Futterstoffen hat man versucht, die bio-
logisch sich bildende Milchsäure durch künstliche Zumischung von
starken Mineralsäuren zu ersetzen. Eine große Reihe von Pa-
tentpräparaten ist zu diesem Zweck im Handel.
Man bezweckte durch die sofortige Säuerung eine schnelle
Abtötung des lebenden Blattes, besonders aber wollte man das
Aufwuchern unerwünschter Pilze und Bakterien verhindern, die
bei der langsamen biologischen Säuerung in den ersten Tagen
ungehemmt vor sich gehen kann. In gewissen Fällen, wie bei
der Silierung von Rieselgras und bei anderen stark verschmutz-
ten Blättern, ist der künstliche Zusatz von Mineralsäure heute
noch notwendig. Außerdem wird möglicherweise durch das An-
säuern das Wachstum der Silagebakterien beschleunigt.
 
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