Metadaten

Eichholtz, Fritz; Brehm, Karlheinz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1935, 9. Abhandlung): Preßsaftsilage: ein Beitrag zur völkischen Wirtschaft, Ernährung und Gesundheit — Heidelberg, 1936

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43721#0007
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ein Beitrag zur völkischen Wirtschaft, Ernährung und Gesundheit 7
Durch diese charakteristische Eigenschaft ist es möglich, das
für die Güte der Silage verantwortliche Bakterium von anderen
milchsäurebildenden Bakterien und Pilzen abzutrennen, die eben-
falls in derartigen Silagen enthalten sein mögen, die mit dem Vor-
gang der biologischen Säuerung indessen nichts zu tun haben.
Seit dieser bemerkenswerten Entdeckung sind die Stoffwechsel-
eigenschaften dieses besonderen Milchsäurebildners rasch erkannt
worden (Keil und Weyrauch).
Er zeichnet sich dadurch aus, daß er noch unter extremen
Lebensbedingungen, wenn die meisten anderen Spaltpilze und
Hefen längst zugrunde gegangen sind, weiter existieren, sich ver-
mehren und Milchsäure und Acetylcholin bilden kann.
Dieser Milchsäurebildner entwickelt sich noch, wenn der Säure-
grad der Kultur bis zu einem ph von 3.0 angestiegen ist. Er
verträgt einen Kochsalzzusatz von 12% und ist beinahe ebenso
unempfindlich gegen Kalium-, Calcium- und Magnesiumsalze. Er
wächst noch bei einem Zuckergehalt von 40%. Er entwickelt
sich sowohl in Luft als auch bei Luftabschluß. Bei einer Tempe-
ratur von % 4° ist er nicht mehr entwicklungsfähig und außer
Stande, Milchsäure und Acetylcholin zu bilden. Bei 10° entwickelt
er sich sehr langsam im Laufe einiger Wochen.
Bei solch niedrigen Temperaturen werden sich im Grünfutter
hauptsächlich Hefen entwickeln, die dann aus zuckerhaltigem Grün-
futter Alkohol bilden. Diese Gefahr ist besonders groß bei ho-
hem Zuckergehalt; in der kälteren Jahreszeit, in hochgelegenen
Gegenden, an Stellen, die besonders kühl liegen, wird daher die
Milchsäurebildung nur langsam erfolgen oder ganz ausbleiben.
Sind die silierten Futtermittel zuckerreich, so werden sie leicht
nach Alkohol riechen und möglicherweise sogar das Vieh betrun-
ken machen. Das Silo sollte dann besser an wärmerer Stelle
eingebaut werden.
Bei derartigen tiefen Temperaturen bleibt der Milchsäurebild-
ner indessen lebensfähig, um bei einer mäßigen Temperaturer-
höhung sofort wieder anzufangen, sich zu vermehren und Milch-
säure und Acetylcholin zu bilden.
Bei Temperaturen über 37° geht er nach einiger Zeit zu Grunde.
Auch bei Überimpfung auf besonders gute Nährböden erholt er
sich nicht mehr. Daher verläuft der Vorgang der milchsauren
Silage im Gegensatz zu sonstigen Gärungs- und Zersetzungsvor-
gängen nur unter mäßiger Temperaturerhöhung, da die Bakterien
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften