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0. H. Erdmannsdörffer
sich konzentrisch anlagert. So entstehen Gruppenkreise, deren
Zentren wohl geschieden und deutlich charakterisiert von
einander abliegen, während ihre Peripherien sich mannigfach
tangieren und ineinander auflösen. Man kehrt zurück zum
System, welches aber nun nicht mehr die schroffe Starrheit
und tote Unbeweglichkeit der ersten Periode hat.“
Als leitendes Einteilungsprinzip herrscht hier innerhalb der
Eruptiva selbst noch durchaus der Mineralbestand, wenngleich
die geologische Rolle des „Gesteins“ deutlich hervorgehoben
wird. So schreibt er am 20. Dezember 1875 an G. v. Rath:
„— daß ich mit Lossen an der Überzeugung festhalte, der
Begriff „Gestein“ involviere nicht lediglich einen mineralogischen
Aggregatsbegriff, sondern ganz vorwiegend den der geologischen
Raumerfüllung. Daraus folgt aber, daß nicht jede an irgend
einem Handstück beobachtete Mineralassociation auch ein
Gestein darstelle, also mit einem besonderen Namen belegt
werden müsse. Ferner ergibt sich daraus, daß der erste Classi-
ficationsgrund ein geologischer sein muß, also: geschichtet
und massig. Welche weiteren Momente und in welcher Reihen-
folge diese verwandt werden sollen, ist ganz vorwiegend eine
Frage der Convenienz. Für mich war entscheidend der Umstand,
daß dem Moment, wodurch in eine möglichst kleine Anzahl
von möglichst großen Gruppen möglichst Nahestehendes zu-
sammengefaßt wird, der Vorrang gebührt. Daher also die
Gruppen I) Gesteine der orthotomen Feldspate, II) diese mit
Nephelin usw. Dann wurde maßgebend die Struktur „körnig,
porphyrisch oder glasig“ und die mit dem feldspatigen Gemeng-
teil verbundenen Mineralien.“
Es stehen hier also in einer Hauptgruppe Granite neben
Quarzporphyren, Syeniten, Minetten, Lipariten, Trachyten, Gläsern,
und entsprechend weiter. Aber schon die zweite Auflage des
Gesteinsbandes (1887) bringt Neues, das in der damaligen Zeit
von Vielen geradezu als revolutionär empfunden wurde. Es wird
in der Klassifikation das geologische Moment in den Vorder-
grund gestellt, und die S t r u k t u r gilt — im Sinne von K. A. Lossen
— als „Trägerin der geologischen Verwandtschaft.“ Welch weit-
reichende Bedeutung Rosenbusch gerade den strukturellen Er-
scheinungen auch später zuwies, zeigt ein Satz aus dem Brief an
G. v. Rath vom 12. April 1888.:
0. H. Erdmannsdörffer
sich konzentrisch anlagert. So entstehen Gruppenkreise, deren
Zentren wohl geschieden und deutlich charakterisiert von
einander abliegen, während ihre Peripherien sich mannigfach
tangieren und ineinander auflösen. Man kehrt zurück zum
System, welches aber nun nicht mehr die schroffe Starrheit
und tote Unbeweglichkeit der ersten Periode hat.“
Als leitendes Einteilungsprinzip herrscht hier innerhalb der
Eruptiva selbst noch durchaus der Mineralbestand, wenngleich
die geologische Rolle des „Gesteins“ deutlich hervorgehoben
wird. So schreibt er am 20. Dezember 1875 an G. v. Rath:
„— daß ich mit Lossen an der Überzeugung festhalte, der
Begriff „Gestein“ involviere nicht lediglich einen mineralogischen
Aggregatsbegriff, sondern ganz vorwiegend den der geologischen
Raumerfüllung. Daraus folgt aber, daß nicht jede an irgend
einem Handstück beobachtete Mineralassociation auch ein
Gestein darstelle, also mit einem besonderen Namen belegt
werden müsse. Ferner ergibt sich daraus, daß der erste Classi-
ficationsgrund ein geologischer sein muß, also: geschichtet
und massig. Welche weiteren Momente und in welcher Reihen-
folge diese verwandt werden sollen, ist ganz vorwiegend eine
Frage der Convenienz. Für mich war entscheidend der Umstand,
daß dem Moment, wodurch in eine möglichst kleine Anzahl
von möglichst großen Gruppen möglichst Nahestehendes zu-
sammengefaßt wird, der Vorrang gebührt. Daher also die
Gruppen I) Gesteine der orthotomen Feldspate, II) diese mit
Nephelin usw. Dann wurde maßgebend die Struktur „körnig,
porphyrisch oder glasig“ und die mit dem feldspatigen Gemeng-
teil verbundenen Mineralien.“
Es stehen hier also in einer Hauptgruppe Granite neben
Quarzporphyren, Syeniten, Minetten, Lipariten, Trachyten, Gläsern,
und entsprechend weiter. Aber schon die zweite Auflage des
Gesteinsbandes (1887) bringt Neues, das in der damaligen Zeit
von Vielen geradezu als revolutionär empfunden wurde. Es wird
in der Klassifikation das geologische Moment in den Vorder-
grund gestellt, und die S t r u k t u r gilt — im Sinne von K. A. Lossen
— als „Trägerin der geologischen Verwandtschaft.“ Welch weit-
reichende Bedeutung Rosenbusch gerade den strukturellen Er-
scheinungen auch später zuwies, zeigt ein Satz aus dem Brief an
G. v. Rath vom 12. April 1888.: