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Marx, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 10. Abhandlung): Die Entwicklung der Reflexlehre seit Albrecht von Haller bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1938 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43756#0104
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104

Ernst Marx:

den Willen sich entwickeln sah und alles in seinen umfassenden
Reflexbegriff unterbrachte, Johannes Müller hingegen Nervöses
und Seelisches letztlich noch als Kategorien trennte; wenigstens
erscheint es uns so in unserer Nachforschung.
Gehen wir zu Lange zurück! Er nennt das Überströmen der
Erregung und die fortschreitende Auslösung der Spannkräfte das
Objektive des psychischen Aktes. Ist es aber das Objektive? Wir
können es nur als das Reale bezeichnen, aber nicht als mehr. Das
„Objektive“ ist das Festhalten eines Moments aus Ablauf und Vor-
gang heraus, eines in jeder Beziehung Momentanen, das zu be-
trachten und über das Klarheit zu gewinnen ist. — Ich habe die
Bezeichnung „Objektives“ genommen im Anschluß an eine Be-
merkung Schiff’s, woraus auch erst die Wahl gerade dieses Aus-
drucks klar werden wird — darüber läßt sich aber nur bei der
Besprechung Schiff’s an Ort und Stelle mehr sagen.—
Im „Lehrbuch der Physiologie des Menschen“ (1. Bd.: Muskel-
und Nervenphysiologie) bezeichnet Schiff die Physiologie als die
Lehre von der Wechselwirkung, die die verschiedenen Körper-
organe „unter verschiedenen äußeren Bedingungen“ aufeinander
ausüben. Auf Chemie, Physik und Größenlehre müßten sich die Er-
fahrungen aus der Physiologie zurückführen lassen; das sind dem-
nach die Erkenntnisse, die die Physiologie — nach Schiff — uns
bringen kann. Den letzten Grund der Erscheinung des Lebens suche
die Physiologie nicht, die bisher darüber existierenden mythischen
Vorstellungen suche die Wissenschaft allgemein sogar gerade
aufzulösen. — Er stellte so feste Grundsätze und Begrenzungen
der physiologischen Forschung auf, als ob Erkenntnisse aus der
Physiologie, die einen Zweifel an der Lösbarkeit eben durch die
zu Grunde gelegten Wissenschaften aufkommen lassen, über-
haupt nicht vorhanden sein könnten. Diese prinzipielle Verwer-
fung einer Skepsis in Hinsicht der Beantwortung aller Fragen
durch diese Wissenschaft bekommt eine nur scheinbare Berechti-
gung dadurch, daß Schiff einerseits die Physiologie zwar zur
Lösung aller Fragen bestimmt, aber ihre Zurückführung auf die
Hilfswissenschaften als genügend ansieht, daß er andererseits für
Teilgebiete der physiologischen Forschung die wahre Lösung der
Frage anderen Wissenschaften mit Hilfe der Physiologie an-
vertraut sehen will. Das soll bedeuten: er sieht die physikalisch-
chemischen Gesetzmäßigkeiten als die uns über uns selbst be-
 
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