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Die Ernährungsphysiologie des 17. Jahrhunderts
Mechanistik entsteht, wie das im 19. Jahrhundert so oft der Fall
war. Keine der Naturwissenschaften kann heute mit ihren Me-
thoden ein Primat für sich in Anspruch nehmen. Das gilt für das
messende Verfahren der Physik ebenso gut wie für das beo-
bachtende der Biologie. Eine universale Physik ist ebenso wenig
zureichend, wie es eine Biologie des Alls wäre, wobei mir freilich
der Physikalismus heute noch recht verbreitet und noch keines-
wegs vollständig überwunden zu sein scheint.
Und schließlich können wir auch nicht-mehr nach der Weise
unseres Ahnherrn van Helmont, die sich in der deutschen Natur-
philosophie wiederholt, aus letzter metaphysische Tiefe die Einzel-
forschung immer aufs neue begründen. Eine Wissenschaft mag
so ihren Anfang nehmen, und gerade die Biologie hat so be-
gonnen, doch kann sie in dieser Tiefe nicht wachsen und sich
weiter entwickeln. Von jener Zeit der Dämmerung aber, in der
dann vielleicht wieder einmal die metaphysischen Vögel ihren
Flug beginnen, sind wir in der Naturwissenschaft noch sehr weit
entfernt.
Die drei Möglichkeiten aus dem 17. Jahrhundert sind uns also
auch in der goethischen, materialistischen und naturphilosophischen
Form, in der sie sich im 19. Jahrhundert wiederholen, endgültig
versperrt. Die Physiologie der Ernährung ist heute in einer sehr
intensiven Entwicklung in der Einzelforschung begriffen. Es ist
auch schon deutlich, daß unsere überkommenen Grundvorstellungen
zu eng geworden sind. Der Abstand zwischen dem Lehrbuch und
dem tatsächlichen Stand der Wissenschaft ist ein sehr großer ge-
worden. So wird es wohl über kurz oder lang dahin kommen,
daß für dieses Gebiet eine allgemeine Biologie neu formuliert wird.
Doch würde ich meinen, daß damit dann nicht einfach eine neue
Möglichkeit — nach drei vergangenen die vierte — verwirklicht
wird. Zum mindesten liegt diese neue Biologie dann auf einer
ganz anderen Ebene, — wie ja übrigens auch die erwähnten drei
Formen sich auch wesentlicher unterscheiden, als etwa nur durch
verschiedene theoretische Prämissen.
Die Natur, — das ist unsere Überzeugung, — ist reicher als
unser Wissen, und es rücken mit jedem Tag neue Sterne und
neue Verläufe in unser Blickfeld. Das was sich verändert, sind im
Grunde nicht unsere blassen Gedanken, sondern das ist die Natur
selbst in ihrem ewigen Wandel. Für uns ist die Natur nicht ein
Fossil, das wir von immer neuen Standpunkten aus betrachten.
Die Ernährungsphysiologie des 17. Jahrhunderts
Mechanistik entsteht, wie das im 19. Jahrhundert so oft der Fall
war. Keine der Naturwissenschaften kann heute mit ihren Me-
thoden ein Primat für sich in Anspruch nehmen. Das gilt für das
messende Verfahren der Physik ebenso gut wie für das beo-
bachtende der Biologie. Eine universale Physik ist ebenso wenig
zureichend, wie es eine Biologie des Alls wäre, wobei mir freilich
der Physikalismus heute noch recht verbreitet und noch keines-
wegs vollständig überwunden zu sein scheint.
Und schließlich können wir auch nicht-mehr nach der Weise
unseres Ahnherrn van Helmont, die sich in der deutschen Natur-
philosophie wiederholt, aus letzter metaphysische Tiefe die Einzel-
forschung immer aufs neue begründen. Eine Wissenschaft mag
so ihren Anfang nehmen, und gerade die Biologie hat so be-
gonnen, doch kann sie in dieser Tiefe nicht wachsen und sich
weiter entwickeln. Von jener Zeit der Dämmerung aber, in der
dann vielleicht wieder einmal die metaphysischen Vögel ihren
Flug beginnen, sind wir in der Naturwissenschaft noch sehr weit
entfernt.
Die drei Möglichkeiten aus dem 17. Jahrhundert sind uns also
auch in der goethischen, materialistischen und naturphilosophischen
Form, in der sie sich im 19. Jahrhundert wiederholen, endgültig
versperrt. Die Physiologie der Ernährung ist heute in einer sehr
intensiven Entwicklung in der Einzelforschung begriffen. Es ist
auch schon deutlich, daß unsere überkommenen Grundvorstellungen
zu eng geworden sind. Der Abstand zwischen dem Lehrbuch und
dem tatsächlichen Stand der Wissenschaft ist ein sehr großer ge-
worden. So wird es wohl über kurz oder lang dahin kommen,
daß für dieses Gebiet eine allgemeine Biologie neu formuliert wird.
Doch würde ich meinen, daß damit dann nicht einfach eine neue
Möglichkeit — nach drei vergangenen die vierte — verwirklicht
wird. Zum mindesten liegt diese neue Biologie dann auf einer
ganz anderen Ebene, — wie ja übrigens auch die erwähnten drei
Formen sich auch wesentlicher unterscheiden, als etwa nur durch
verschiedene theoretische Prämissen.
Die Natur, — das ist unsere Überzeugung, — ist reicher als
unser Wissen, und es rücken mit jedem Tag neue Sterne und
neue Verläufe in unser Blickfeld. Das was sich verändert, sind im
Grunde nicht unsere blassen Gedanken, sondern das ist die Natur
selbst in ihrem ewigen Wandel. Für uns ist die Natur nicht ein
Fossil, das wir von immer neuen Standpunkten aus betrachten.