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Achelis, Johann Daniel [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 9. Abhandlung): Über die Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim: Die Pathologie der Syphilis, 1 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43755#0042
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42 J. D. Achelis: Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim. I. Anhang
fast 350 Jahre lang niemand an der Echtheit gezweifelt, bis Sud-
hoff als erster seine Bedenken äußerte. Die Syphilistheorie ist
in dieser vergröberten Form sehr viel leichter faßlich geworden,
und so hat gerade sie weitergewirkt und viel zur negativen Be-
urteilung Hohenheim’s beigetragen.
Die Verschiebung des metaphysischen Ausgangspunkts von
der klaren Scheidung von Natur und Theologie (die bei Hohen-
heim gerade aus religiösen Überzeugungen stammte) hinüber zur
theologisierend-moralischen Betrachtung eines Naturvorgangs geht
nun aber zentral gegen die weltanschauliche Position Hohen-
heim’s. Durch diese Verschiebung wird die Wirksamkeit Hohen-
heim’s als religiöse Kraft der Reformationszeit zunichte gemacht.
Wenn jener Amanuensis sich bewußt das Ziel gesetzt hatte,
Parazelsus in seiner geistigen Wirkung zu erledigen — er hätte
es geschickter nicht anfangen können. Mit dem Wechselbalg von
Theorie, deren Unsinnigkeit sich bald herausstellen mußte, und
einer theologischen Moral an Stelle des Glaubens waren diesem
Löwen die Zähne gebrochen.
Jedenfalls teilt Parazelsus das Schicksal aller deutschen An-
sätze um 1500: sie gehen unter den Gegenangriffen oder an sich
selbst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zu Grunde, sind
jedenfalls nie volle Wirklichkeit geworden.
 
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