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und Bekämpfung der Heeresseuchen
Es ist mir nicht gelungen, hierüber Zahlen aus dem Sanitäts-
bericht zu extrahieren, so weit ich mich aber erinnere, hatte dies
Korps im Winter 1914/15 das Zehnfache an Typhusfällen als
jedes der vier Reservekorps.
In Ostende erlosch der dortige endemische Typhus sofort, als
das Marinekorps die Typhusvaccination bei der Zivilbevölkerung
durchführte. In der Türkei waren Typhuserkrankungen bei unsern
Soldaten, obwohl sie doch mitten in einer unter endemischem
Typhus leidenden Bevölkerung lebten, äußerst selten.
Schließlich ist von mehreren Forschern darauf hingewiesen
worden, daß noch lange nach dem Kriege die Männer im Ver-
gleich zu den Frauen bei Typhusepidemien eine geringere Mor-
talität gehabt hätten. Das soll selbst noch bei der Typhusepidemie
in Hannover 1926 bemerkbar gewesen sein.
Wer unter den Eindrücken jener scheinbar so sicheren Er-
folge den Krieg erlebt hat, der ist geneigt, jeden Einwand gegen
die Impfung abzulehnen.
Durch den Sanitätsbericht und durch französische Publikationen
ist aber inzwischen deutlich geworden, daß die Vaccination nicht
jede Armee geschützt hat. Zeiss hat kürzlich kritisch zu diesem
Problem Stellung genommen. [Ergebnisse der Hygiene usw. (Wei-
chardt) 1938. S. 26.]
In unserem Heer steigt der Krankheitsgipfel vom Meer her
bis zur Champagne hin an und fällt dann nach Süden hin wieder
ab. Das Zentrum lag in der Champagne. Es steht fest, daß die
dort kämpfende V. Armee trotz der Vaccination den Typhus
während des ganzen Krieges nicht los geworden ist, wie das bei
den anderen Armeen wohl der Fall war.
Großen Eindruck muß es nun machen, wenn wir erfahren,
daß es bei der unserer V. Armee gegenüber liegenden dritten
französchen Armee genau so war. Die Franzosen haben auf das
Versagen der Vaccination in diesem Kampfabschnitt, zur Haupt-
sache waren es die Argonnen, mit größter Offenheit hingewiesen.
Bei den Franzosen fielen über 37°/0 aller Typhusfälle auf die
Argonnenfront.
Damit ist aufs neue die Frage aufgeworfen worden, in wel-
chem Maße Boden und Wasser und etwa andere geomedizini-
sche Faktoren eine Rolle spielen und vielleicht eine bedeutendere
als die eigentliche Bakterieninvasion und die Vaccination. Man
kennt ja auch einige Flußgebiete, an die der Typhus gebunden
erscheint.
und Bekämpfung der Heeresseuchen
Es ist mir nicht gelungen, hierüber Zahlen aus dem Sanitäts-
bericht zu extrahieren, so weit ich mich aber erinnere, hatte dies
Korps im Winter 1914/15 das Zehnfache an Typhusfällen als
jedes der vier Reservekorps.
In Ostende erlosch der dortige endemische Typhus sofort, als
das Marinekorps die Typhusvaccination bei der Zivilbevölkerung
durchführte. In der Türkei waren Typhuserkrankungen bei unsern
Soldaten, obwohl sie doch mitten in einer unter endemischem
Typhus leidenden Bevölkerung lebten, äußerst selten.
Schließlich ist von mehreren Forschern darauf hingewiesen
worden, daß noch lange nach dem Kriege die Männer im Ver-
gleich zu den Frauen bei Typhusepidemien eine geringere Mor-
talität gehabt hätten. Das soll selbst noch bei der Typhusepidemie
in Hannover 1926 bemerkbar gewesen sein.
Wer unter den Eindrücken jener scheinbar so sicheren Er-
folge den Krieg erlebt hat, der ist geneigt, jeden Einwand gegen
die Impfung abzulehnen.
Durch den Sanitätsbericht und durch französische Publikationen
ist aber inzwischen deutlich geworden, daß die Vaccination nicht
jede Armee geschützt hat. Zeiss hat kürzlich kritisch zu diesem
Problem Stellung genommen. [Ergebnisse der Hygiene usw. (Wei-
chardt) 1938. S. 26.]
In unserem Heer steigt der Krankheitsgipfel vom Meer her
bis zur Champagne hin an und fällt dann nach Süden hin wieder
ab. Das Zentrum lag in der Champagne. Es steht fest, daß die
dort kämpfende V. Armee trotz der Vaccination den Typhus
während des ganzen Krieges nicht los geworden ist, wie das bei
den anderen Armeen wohl der Fall war.
Großen Eindruck muß es nun machen, wenn wir erfahren,
daß es bei der unserer V. Armee gegenüber liegenden dritten
französchen Armee genau so war. Die Franzosen haben auf das
Versagen der Vaccination in diesem Kampfabschnitt, zur Haupt-
sache waren es die Argonnen, mit größter Offenheit hingewiesen.
Bei den Franzosen fielen über 37°/0 aller Typhusfälle auf die
Argonnenfront.
Damit ist aufs neue die Frage aufgeworfen worden, in wel-
chem Maße Boden und Wasser und etwa andere geomedizini-
sche Faktoren eine Rolle spielen und vielleicht eine bedeutendere
als die eigentliche Bakterieninvasion und die Vaccination. Man
kennt ja auch einige Flußgebiete, an die der Typhus gebunden
erscheint.