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Rodenwaldt, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 2. Abhandlung): Frühzeitige Erkennung und Bekämpfung der Heeresseuchen — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43760#0018
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Ernst Rodenwaldt: Frühzeitige Erkennung
In der Tat hat die geologische Beschaffenheit jener Argonnen-
Gebiete ihre Besonderheiten (Zeiss). Die oberen Bodenlagen hal-
ten das Wasser fest, welches nicht versickert, sodaß nach stär-
kerem Regen ein breiartiger Zustand des Bodens entsteht. Jene
Gebiete waren den Franzosen auch schon im Frieden als Typhus-
gebiete bekannt. Dort fanden auch im Frieden keine Manöver
statt. In unseren sonst so sorgfältig verfaßten „gelben“ Büchern,
die unser Generalstab ausgearbeitet hatte und in denen das
Feindesland genau beschrieben war, stand zwar ziemlich viel
über mangelhafte Wasserverhältnisse in den Ardennen, aber nichts
über Seuchengefährdung in bestimmten Gebieten, natürlich auch
nichts über Dauerausscheider. Auch daß die Champagne eine
Tetanusgegend war, erfuhren wir erst im Kriege durch unsere
Verluste an Starrkrampf.
Warum aber hat die Vaccination dort versagt, und bedeutet
dies örtliche Versagen überhaupt ein Verdikt über die Vacci-
nation?
Doch nicht! Wir wissen zwar, daß der Typhusbazillus im
Wasser von Brunnen und Leitungen sich nicht lange hält. Erst
neuerdings spürt man ihn mit Hilfe des Nährbodens von Wilson
und Blair besser darin auf. Es wäre auch noch verfrüht, des-
halb die Scheu vor ungünstigen Wasserentnahmestellen fallen zu
lassen. Die Wasserhygiene muß ihren Platz auch für Kriegsver-
hältnisse behaupten. Die Wasserverhältnisse zu kennen ist also
wichtig, aber nicht alles. Man darf ihrer Überwachung nicht ein-
seitig Vorrang gewähren vor anderen hygienischen Faktoren.
Wasser ist um so verdächtiger, je dichter die Bevölkerung lebt,
je primitiver die Lebensgewohnheiten der Bevölkerung sind, da-
her natürlich auch in den primitiven Verhältnissen der Lebens-
gemeinschaft der Truppe in Feindesland und im Schützengraben.
Viel länger aber bleibt nach neueren Erfahrungen die Lebens-
fähigkeit des Typhusbazillus und seiner Verwandten im Boden
erhalten; für Paratyphusbazillen nimmt man eine Lebensdauer
von 6 Monaten im Boden an. Und im Grunde wissen wir ja
noch garnicht, wie etwa verschiedene Böden sich in dieser
Hinsicht verhalten. Ich erinnere hier daran, wie fruchtbar es für
die Anaerobierforschung gewesen ist, daß Aschoff im Kriege an
allen Fronten Bodenproben entnehmen ließ und Zeissler zur Be-
arbeitung übergab. Wenn man die Beschreibungen der Boden-
zustände in den Argonnen in Betracht zieht, muß man annehmen,
 
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