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Rodenwaldt, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 2. Abhandlung): Frühzeitige Erkennung und Bekämpfung der Heeresseuchen — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43760#0020
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20 Ernst Rodenwaldt: Frühzeitige Erkennung
Daß unsere Typhusstämme sich in ihrem Verhalten gegenüber
Zuckern, z. B. gegenüber Xylose, verschieden verhalten, ist seit
langem bekannt, ist auch recht wichtig, um gegebenenfalls den
Zusammenhang einer Neuerkrankung mit einem Dauerausscheider
zu erweisen. Im Felde wird das kaum eine besondere Rolle
spielen.
Viel wichtiger ist, daß Felix festgestellt hat, daß bestimmte
Typhusstämme, keineswegs alle, neben anderen Antigenen auch
ein Vi-Antigen, ein Virulenzantigen enthalten.
Hiermit ist vielleicht erklärt — wir wissen ja noch nicht all-
zuviel darüber — warum einzelne Hygieniker intuitiv schon früh,
z. B. Schwarz im südafrikanischen Kolonialfeldzug, gefordert haben,
man solle die Truppe in einer bestimmten Gegend nur mit Vac-
cinen aus epidemieeigenen Stämmen impfen. Bei der Cholera
haben wir das in der Türkei während des Krieges getan.
Es besteht daher durchaus die Möglichkeit, daß wir im letzten
Kriege große Truppenmassen mit in der Heimat hergestellten
Vaccinen geimpft haben, die den Keimen nicht adaequat waren,
mit denen sich die Truppen infiziert hatten, die sie vielleicht so-
gar bei Verschiebungen im Stellungskampf vom Gegner über-
nommen hatten, wie wir das bei der Ruhr auf Gallipoli erlebt
haben und später an der Westfront mit dem Paratyphus A.
Die Forschung über das Vi-Antigen und speziell über seine
immunogene Wirkung steht noch in den Anfängen. So viel ist
bekannt, daß man gegen tödliche Infektion mit Vi-Antigen füh-
renden Stämmen bei Mäusen nur mit Impfstoffen aus Vi-haltigen
Bazillen immunisieren kann. Übrigens kann man das Vi-Antigen
in der Regel nur in Stämmen antreffen, die aus dem Blut ge-
züchtet sind, nicht aus Stämmen, die aus Stuhl oder Urin ge-
wonnen wurden.
Man möchte annehmen, daß weitere geomedizinische Forschung
einerseits, weitere Forschung über den Antigencharakter der Ty-
phusbazillenstämme andererseits uns die Lösung der Rätsel brin-
gen wird, die der Krieg uns ungelöst hinterlassen hat.
Ich habe die Frage des Impfschutzes beim Typhus hier nur
summarisch behandeln können. „Für“ und „Wider“ machen den
Inhalt einer ausgedehnten Literatur aus. Eine neuere originelle
Betrachtung ist soeben im Archiv für Hygiene aus der Feder des
Stabsarztes Dr. Reiss erschienen. Auch er tritt für den Wert der
Vaccination ein.
 
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