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und Bekämpfung der Heeresseuchen
Inzwischen kann kein Zweifel daran bestehen, daß man nie-
mals wieder Truppen unvacciniert gegen Typhus ins Feld ziehen
lassen darf und daß es richtig sein wird, die Ergebnisse der
Forschung bezüglich des Vi-Antigens sorgfältig zu verfolgen, um
nötigenfalls die Vaccinebereitung darauf einzustellen.
Hier ist wohl am besten der Platz, auf einen Einwand einzu-
gehen, der vorwiegend von klinischer Seite gegen die Vaccina-
tion gemacht wird: Sie erschwere die Diagnosenstellung.
Der Widal kann bei einem Vaccinierten unter Umständen sehr
hoch sein, bis zu 1 : 5000. Und in der Tat ist es so, daß ein posi-
tiver Widal in gewissen Grenzen, bis zu einer Verdünnung 1 : 50,
selbst bis zu 1 : 100, bei Vaccinierten lange Zeit, selbst jahre-
lang nachweisbar bleibt. Ja es kann sogar die Produktion von
Typhusantikörpern durch den Reiz einer anderen Infektion bei
einem Vaccinierten wieder gesteigert werden.
Der Typhuswidal eines Vaccinierten kann z. B. bei einer
Grippeinfektion so ansteigen, daß der Widalbefund dazu ver-
leiten könnte, eine Typhuserkrankung anzunehmen. Wir nennen
das bekanntlich einen anamnestischen Widal, und wenn
hier keine Aufklärung möglich wäre, läge in der Tat eine gefahr-
volle Quelle von Irrtümern vor.
Seit etwas über einem Jahrzehnt aber hat man festgestellt,
daß Widal und Widal verschiedene Dinge sind, daß der Widal
eines Typhuskranken und eines Vaccinierten sich unterscheiden.
Der Typhuskranke bildet, summarisch ausgedrückt, Antikörper
gegen die Leibessubstanz des Typhusbazillus, die sog. O-Substanz
und gleichzeitig gegen die Geißelsubstanz des Typhusbazillus,
die sog. H-Substanz. Im Vaccinierten aber werden nur Antikörper
gebildet gegen die Geißelsubstanz. Der Vaccinierte hat nur einen
H-Widal.
Man hat mit Erfolg eine Reihe von Verfahren ausgearbeitet,
um die beiden Typen des Widal zu unterscheiden, unter anderem
auch nach der Art, wie die Agglutination abläuft, ob körnig oder
flockig. Am meisten wird man vielleicht Erfolg haben, wenn man
neben einander einen geißeltragenden und einen geißellosen
Typhusstamm verwendet, denn gegen diesen zweiten wird eben
der Vaccinierte keine Agglutinine besitzen.
Habs ist z. Zt. am Hygienischen Institut in Heidelberg mit
großen Versuchsreihen beschäftigt, diese Frage für die Anforde-
rungen des Militärsanitätsdienstes zu bearbeiten.
und Bekämpfung der Heeresseuchen
Inzwischen kann kein Zweifel daran bestehen, daß man nie-
mals wieder Truppen unvacciniert gegen Typhus ins Feld ziehen
lassen darf und daß es richtig sein wird, die Ergebnisse der
Forschung bezüglich des Vi-Antigens sorgfältig zu verfolgen, um
nötigenfalls die Vaccinebereitung darauf einzustellen.
Hier ist wohl am besten der Platz, auf einen Einwand einzu-
gehen, der vorwiegend von klinischer Seite gegen die Vaccina-
tion gemacht wird: Sie erschwere die Diagnosenstellung.
Der Widal kann bei einem Vaccinierten unter Umständen sehr
hoch sein, bis zu 1 : 5000. Und in der Tat ist es so, daß ein posi-
tiver Widal in gewissen Grenzen, bis zu einer Verdünnung 1 : 50,
selbst bis zu 1 : 100, bei Vaccinierten lange Zeit, selbst jahre-
lang nachweisbar bleibt. Ja es kann sogar die Produktion von
Typhusantikörpern durch den Reiz einer anderen Infektion bei
einem Vaccinierten wieder gesteigert werden.
Der Typhuswidal eines Vaccinierten kann z. B. bei einer
Grippeinfektion so ansteigen, daß der Widalbefund dazu ver-
leiten könnte, eine Typhuserkrankung anzunehmen. Wir nennen
das bekanntlich einen anamnestischen Widal, und wenn
hier keine Aufklärung möglich wäre, läge in der Tat eine gefahr-
volle Quelle von Irrtümern vor.
Seit etwas über einem Jahrzehnt aber hat man festgestellt,
daß Widal und Widal verschiedene Dinge sind, daß der Widal
eines Typhuskranken und eines Vaccinierten sich unterscheiden.
Der Typhuskranke bildet, summarisch ausgedrückt, Antikörper
gegen die Leibessubstanz des Typhusbazillus, die sog. O-Substanz
und gleichzeitig gegen die Geißelsubstanz des Typhusbazillus,
die sog. H-Substanz. Im Vaccinierten aber werden nur Antikörper
gebildet gegen die Geißelsubstanz. Der Vaccinierte hat nur einen
H-Widal.
Man hat mit Erfolg eine Reihe von Verfahren ausgearbeitet,
um die beiden Typen des Widal zu unterscheiden, unter anderem
auch nach der Art, wie die Agglutination abläuft, ob körnig oder
flockig. Am meisten wird man vielleicht Erfolg haben, wenn man
neben einander einen geißeltragenden und einen geißellosen
Typhusstamm verwendet, denn gegen diesen zweiten wird eben
der Vaccinierte keine Agglutinine besitzen.
Habs ist z. Zt. am Hygienischen Institut in Heidelberg mit
großen Versuchsreihen beschäftigt, diese Frage für die Anforde-
rungen des Militärsanitätsdienstes zu bearbeiten.