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Hausser, Isolde; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 4. Abhandlung): Ultrakurzwellen: Physik, Technik und Anwendungsgebiete — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43762#0019
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Ultrakurzwellen

19

Erste Untersuchungen über bakterientötende Wirkung der Ultra-
kurzwellen brachten positive Resultate. Man glaubte Wachstums-
hemmung bei Staphylokokken, Streptokokken, Diphterie-bacillus
und Bacterium coli gefunden zu haben (23) (24). Spätere Unter-
suchungen von Groag und Tomberg (25), ferner von Hasche,
Leunig und Loch (26) führen nach sorgfältigen quantitativen Ver-
suchen die beobachteten Resultate auf ungewollte lokale Erwär-
mungen zurück und bestreiten für Staphylokokken, Streptokokken
jede spezifische Kurzwellenwirkung, lassen sie allerdings für
Bacterium coli und Diphterie noch offen. — Aus einigen Ar-
beiten ergibt sich, daß die Atmungs- und Wachstumshemmung von
Tumoren eine spezifische ist, da die Wellenlängenabhängigkeit
der Atmungshemmung in Tumoren eine andere ist als die des
Temperaturanstiegs im Tumor (27). Andere Arbeiten wiederum
bestreiten die Unterschiede der Wirkung und überhaupt jede
hemmende Wirkung auf Tumoren (28).
Prinzipielle Meinungsverschiedenheiten bestehen darüber, ob
die bei der Behandlung mit Kurzwellen je nach der Dosierung
auftretende Erwärmung der Gewebe eine notwendige Vorbedin-
gung zur Erzielung von Heilerfolgen ist. Zahlreiche Forscher (29)
halten die Erwärmung für notwendig, andere geben gute Heil-
erfolge bei Dosierungen an, die von keiner feststellbaren Erwär-
mung begleitet sind (30). Als Beweis dafür, daß es sich bei der
mit der Kurzwellenbehandlung stets auftretenden lokalen Hyper-
ämie nicht um eine reine Wärmewirkung handelt, glaubten einige
Forscher (31) angeben zu können, daß die mit der Hyperämie
Hand in Hand gehende Erweiterung der Blutgefäße nicht auf
Adrenalin in normalerweise durch Zusammenziehen reagierte, so-
fern sie durch Ultrakurzwellen hervorgerufen war. Andere (32)
wieder konnten keinen Unterschied zwischen der durch Kurz-
wellen hervorgerufenen Hyperämie und reiner Wärme-Hyperämie,
die durch Heizen entstanden war, feststellen.
II, 2. Ähnliche Unsicherheiten wie in der Kenntnis von den
medizinischen Wirkungen der Ultrakurzwellen bestehen in
der Kenntnis von ihren chemischen Wirkungen.
Definierte Wirkungen auf chemische Reaktionen bei
Einstrahlung von Ultrakurzwellen — etwa so wie bei Einstrah-
lung von Licht — sind nicht bekannt.
Auf so allgemeine Wirkungen, wie die Aktivierung oder
Tötung von Samen (33) und Pilzen (34) und die Konservierung von
 
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