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Hausser, Isolde; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 4. Abhandlung): Ultrakurzwellen: Physik, Technik und Anwendungsgebiete — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43762#0020
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Isolde Hausser:

Lebensmitteln (35) möchte ich nicht eingehen. Diese Wirkungen
sind noch keineswegs als Tatsache sicher gestellt und noch
weniger kann man natürlich über die zu Grunde liegenden chemi-
schen Prozesse etwas aussagen. In allen einfacheren Fällen, wie
z. B. der Trocknung von Tabak (36), der Aktivierung oder Tötung
von Holzpilzen (34), handelt es sich um reine Wärmewirkungen.
Denn natürlich kann man jeden Stoff durch hinreichende Energie
bis zum Sieden erhitzen, sofern er Hochfrequenzleitfähigkeit oder
Hochfrequenzverluste besitzt.
Als Beispiel einer der wenigen Untersuchungen mit klarerer
Fragestellung möchte ich die Untersuchung von Kosieradzki (37)
über den Einfluß von Ultrakurzwellen auf die Wirksamkeit eines
Enzyms, der Diastase, anführen. Das Resultat ist negativ. Die
Wirksamkeit der Diastase, ihre Verzuckerungskraft ließ sich durch
Ultrakurzwellen in keiner Weise beeinflussen, sofern Erhitzungen
ausgeschlossen waren. Andere Autoren, die die Wirkung ultra-
kurzer Wellen auf Enzyme und Hefen untersuchten, erzielten
eine arteigentümliche und von der Wellenlänge abhängige bio-
positive Beeinflussung des Wachstums und der Gärintensität der
Mikroorganismen (38).
Solchen Beobachtungen wie der Beeinflussung des Dispersi-
tätsgrades von kolloiden Lösungen oder der Krystallgröße beim
Auskrystallisieren von Salzen aus Lösungen liegen keine chemi-
schen, für Ultrakurzwellen spezifische Prozesse zu Grunde. Diese
Erscheinungen sind wohl mehr auf Rühr- und Wärmewirkungen
zurückzuführen, soweit sie sicher sind, und können z. B. ebenso
gut mit Ultraschall hervorgerufen werden.
II, 3 a. Die zahlreichen unsicheren oder einander widerspre-
chenden Resultate über medizinische und chemische Ultrakurzwellen-
wirkungen haben mehrere Ursachen. Neben den prinzipiellen Schwie-
rigkeiten, die insbesondere der Beurteilung jeder Therapie entgegen-
stehen, und die ich dahin zusammenfassen möchte, daß im Einzel-
falle schwer entschieden werden kann, ob der Erfolg bzw. Miß-
erfolg post hoc oder propter hoc eintrat, bestehen für die Kurz-
wellentherapie noch sozusagen physikalische Schwierigkeiten. Es
sind dies die Abhängigkeit der Wirkung von der verwendeten
Wellenlänge und der Einfluß der Dosierung der Energie, die zur
Durchflutung des Gewebes oder der Suspension oder Lösung be-
nutzt wurde, ferner die Schwierigkeit der Messung der erzielten
Erwärmung des Gewebes oder der Suspension. Die Klärung dieser
Fragen ist nicht einfach.
 
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