10
F. Eichholtz u. W. Sertel: Chemie und
Der größte Teil der Nebenbestandteile der Quelle ist in so
geringer Menge vorhanden, daß er, pharmakologisch gesehen,
beim augenblicklichen Stande unseres Wissens als total unwirk-
sam angesehen werden kann. Das trifft zu für die Kationen
Mangan, Aluminium, Rubidium und Lithium und für die Anionen
Brom, Arsen, Phosphor, Silicium und Bor. In der trinkfertigen
Sole ist auch das Eisen in durchaus unwirksamer Dosis enthalten.
Eine Sonderbehandlung indessen verlangen die Kationen
Radium, Barium, Strontium und Ammonium, die be-
kanntlich hauptsächlich in Form der Chloride vorliegen, und von
Anionen das Jod.
Radi um salz ist bekanntlich in einer Konzentration von
14-10~7 mg pro Liter in der Sole enthalten (Becker). In einer
vorausgegangenen Arbeit (Eichholtz und Schmitt-Kemper) ist
der Nachweis geführt worden, daß bei der tausendfach höheren
Dosis, nämlich 14-10_7g, eine deutliche Veränderung des Stoff-
wechsels eintritt, hauptsächlich bestehend in einer Diurese am
nächsten oder übernächsten Tage nach dem Genuß und in einer
vermehrten Ausschwemmung von Harnsäure. Die Wirkung solcher
kleinen Radiumdosen kommt gewöhnlich stärker zum Ausdruck,
wenn man die Tiere längere Zeit mit Zuckerwasser allein er-
nährt, eine Beobachtung, die wir in der Folgezeit mehrfach bestä-
tigen konnten. Die typische Radiumwirkung wurde auch für die
Dosis 14-10_9g wahrscheinlich gemacht, entsprechend ungefähr
100 Litern der trinkfähigen Heidelberger Sole.
Zur Zeit ist im Experiment nicht zu entscheiden, ob die
Radiummenge, die wir in Form der zehnfach verdünnten, mit
Kohlensäure versetzten Heidelberger Sole glasweise zu uns
nehmen, eine physiologische Wirkung besitzt, oder ob sie als
total unwirksam anzusehen ist. Diese Frage hängt zusammen
mit dem noch ungelösten Problem, ob die im Knochensystem
des Menschen physiologisch verankerte Radiummenge, die
einem Strahlungswert von 40 Mache-Einheiten entspricht, eine
physiologische Bedeutung hat, oder ob sie als zufällige Ver-
unreinigung anzusehen ist. Sollten diese physiologisch vorhan-
denen Radiummengen irgendwelche lebenswichtige Funktionen
ausüben — eine Frage, der bereits Zwaardemaker mit seinen
Schülern nachgegangen ist —, so ist es im höchsten Maß wahr-
scheinlich, daß auch zusätzliche Radiumgaben in der Größen-
ordnung, wie sie in der Heidelberger Quelle vorkommen, nicht
F. Eichholtz u. W. Sertel: Chemie und
Der größte Teil der Nebenbestandteile der Quelle ist in so
geringer Menge vorhanden, daß er, pharmakologisch gesehen,
beim augenblicklichen Stande unseres Wissens als total unwirk-
sam angesehen werden kann. Das trifft zu für die Kationen
Mangan, Aluminium, Rubidium und Lithium und für die Anionen
Brom, Arsen, Phosphor, Silicium und Bor. In der trinkfertigen
Sole ist auch das Eisen in durchaus unwirksamer Dosis enthalten.
Eine Sonderbehandlung indessen verlangen die Kationen
Radium, Barium, Strontium und Ammonium, die be-
kanntlich hauptsächlich in Form der Chloride vorliegen, und von
Anionen das Jod.
Radi um salz ist bekanntlich in einer Konzentration von
14-10~7 mg pro Liter in der Sole enthalten (Becker). In einer
vorausgegangenen Arbeit (Eichholtz und Schmitt-Kemper) ist
der Nachweis geführt worden, daß bei der tausendfach höheren
Dosis, nämlich 14-10_7g, eine deutliche Veränderung des Stoff-
wechsels eintritt, hauptsächlich bestehend in einer Diurese am
nächsten oder übernächsten Tage nach dem Genuß und in einer
vermehrten Ausschwemmung von Harnsäure. Die Wirkung solcher
kleinen Radiumdosen kommt gewöhnlich stärker zum Ausdruck,
wenn man die Tiere längere Zeit mit Zuckerwasser allein er-
nährt, eine Beobachtung, die wir in der Folgezeit mehrfach bestä-
tigen konnten. Die typische Radiumwirkung wurde auch für die
Dosis 14-10_9g wahrscheinlich gemacht, entsprechend ungefähr
100 Litern der trinkfähigen Heidelberger Sole.
Zur Zeit ist im Experiment nicht zu entscheiden, ob die
Radiummenge, die wir in Form der zehnfach verdünnten, mit
Kohlensäure versetzten Heidelberger Sole glasweise zu uns
nehmen, eine physiologische Wirkung besitzt, oder ob sie als
total unwirksam anzusehen ist. Diese Frage hängt zusammen
mit dem noch ungelösten Problem, ob die im Knochensystem
des Menschen physiologisch verankerte Radiummenge, die
einem Strahlungswert von 40 Mache-Einheiten entspricht, eine
physiologische Bedeutung hat, oder ob sie als zufällige Ver-
unreinigung anzusehen ist. Sollten diese physiologisch vorhan-
denen Radiummengen irgendwelche lebenswichtige Funktionen
ausüben — eine Frage, der bereits Zwaardemaker mit seinen
Schülern nachgegangen ist —, so ist es im höchsten Maß wahr-
scheinlich, daß auch zusätzliche Radiumgaben in der Größen-
ordnung, wie sie in der Heidelberger Quelle vorkommen, nicht