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Eichholtz, Fritz; Sertel, Werner; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 1. Abhandlung): Weitere Untersuchungen zur Chemie und Pharmakologie der Heidelberger Radiumsole — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43794#0022
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F. Eichholtz u. W. Sertel: Chemie und

während in 1 Liter der trinkfähigen Sole 0,688 g enthalten sind,
d. h. nicht wesentlich weniger als in der Vollmilch (1 g im Liter)
und annähernd entsprechend einer Tagesdosis für den Erwach-
senen. Die Heidelberger Sole selbst besitzt den höchsten Calcium-
gehalt unter allen Heilquellen Deutschlands, und auch in der
handelsüblichen Verdünnung übertrifft sie noch unsere meisten
erdigen Heilwässer5). In der Tat ist es dieser ganz ungewöhn-
liche Calciumgehalt, der die Sole auszeichnet und der, wie aus
dem folgenden hervorgeht, auch den pharmakologischen Wir-
kungstypus der Quelle wesentlich bestimmt.
Hier sei kurz darauf hingewiesen, daß in einer Nahrung, in
der Milch, Käse, Gemüse, Früchte und Eier fehlen, leicht zu
wenig Calcium enthalten ist. Calciummangel tritt auch leichter
in Erscheinung bei saurer Ernährung, bei Überfunktion der Schild-
drüse und Hypophyse, sowie besonders bei Schwangerschaft und
Laktation. Es sollte aber gleichzeitig bedacht werden, daß zur
Resorption dieser Kalkmengen ultraviolettes Licht oder Vitamin D
erforderlich ist, für die Ablagerung des Kalkes in den Knochen-
trabekeln auch Vitamin C.
Während demnach der ernährungsbedingte Kalkmangel mit
seinen Folgezuständen unzweifelhaft mit Hilfe von Heidelberger
Radiumsole zu beeinflussen ist, war es bisher zweifelhaft, ob man
auch die typischen pharmakologischen Calciumwirkungen durch
Heidelberger Sole auslösen kann.
So wird z. B. die peroral wirksame diuretische Dosis von
Calciumchlorid beim Menschen mit 15—20 g angegeben, eine
Menge also, die sich kaum in Form von Heidelberger Sole ein-
führen läßt. Für das Verständnis der wirksamen Calciumdosis
sind auch die klinischen Erfahrungen mit parenteraler Zufuhr von
Kalksalzen heranzuziehen. Bekanntlich treten die Allgemeinwir-
kungen der Calciumionen hierbei besonders deutlich, oft schlag-
artig zutage. Vergleicht man aber die parenteral wirksame Dosis
von Kalksalzen (5—10 ccm einer 10-prozentigen Lösung von Cal-
ciumchlorid i. v.) mit dem Kalkgehalt in der Analyse von Fre-
senius, so ist offensichtlich, daß solche wirksamen Calciumdosen
für das balneologische Augenmaß erschreckend hoch sind, auch
wenn man eine so ausgeprägte Kalkquelle vor sich hat wie in
Heidelberg.
5) S. Großdeutschlands Heilbäder usw. 1939. Herausgegeben vom Reichs-
fremdenverkehrsverband.
 
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