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W. Soergel : Zur biologischen
sehen und den klimatologischen Konsequenzen durch die Annahme
auszuweichen, daß in der Zwischenlage eine Murbildung vorliege.
Dagegen sprechen die gleichen Gründe, die für den Pseudopariser
des Ehringsdorfer Travertinprofils, wie kürzlich (Soergel 1940)
gezeigt wurde, eine derartige Auffassung ausschließen. Die Fein-
körnigkeit des Hangmaterials bzw. das Fehlen größerer Gesteins-
brocken des leicht aufschwemmbaren und auch in größeren Par-
tien leicht abzuflößenden Keupermaterials und schließlich das
Vorhandensein eines „Hyänenfreßplatzes“ in der Steppennager-
schicht (vergl. Berckhemer 1935) beweisen, daß Abflößung und
Ablagerung sehr langsam erfolgten. In der gleichen Zeit erfuhr
mit dem Hanggebiet auch der hangwärts liegende Teil des unteren
Travertins eine Abtragung, wie die reichliche Einmischung von
Travertinmaterial in die herangeführten Hangmassen beweist.
Der Wechsel der Gesteinsbildung von Travertin zur Zwischen-
lage ist in einem Klimawechsel begründet. Dieser findet eine volle
Bestätigung in einem durchgreifenden Faunenwechsel. Die Wald-
fauna des unteren Travertin wird abgelöst durch eine Steppen-
fauna mit charakteristischen Arten der subarktischen Steppenge-
biete (vergl. Heller 1934), zu der Mammut, Wollnashorn und
Rentier hinzutreten. Das Vorkommen von Biber und Edelhirsch
deutet darauf hin, daß Wald nicht völlig gefehlt haben kann und
mit Berckhemer (1935) an „eine durch Baumbestände unter-
brochene Steppenlandschaft“ zu denken ist. Penck (1938) spricht
vom „Einzug eines offenen Waldes“; „ob und inwieweit“ er
„einen Klimawechsel bezeugt,“ schreibt er, „läßt sich ohne weiteres
nicht entscheiden“. „Will man aber durchaus von einer Klima-
änderung reden, so hat man an eine solche zu denken, die auf
einem Parallele wirksam wurde und während der letzten Inter-
glazialzeit die Waldsteppe um 1100 km nach Westen schob. Das
ist etwas ganz anderes als ein eiszeitlicher Klimawechsel, der die
Klimagrenzen um 2000 km auf dem Meridiane nordwärts rückte.“
Eine nähere Begründung für diese Auffassung hat Penck nicht
gegeben. Und in der Tat läßt sich auch gar kein Grund für eine
andere Art von Klimaänderung anführen, als wir sie sonst im
normalen eiszeitlichen Klimawechsel kennen. Tiere der subarkti-
schen Steppen gehören, wie bekannt, zum Bestand der mittel-
europäischen Glazialfauna. Sie zogen nach Westen unter dem
Einfluß der gleichen Klimaänderung, die die Vereisungen herauf-
führte und der wir letzten Endes das Erscheinen der nordischen
W. Soergel : Zur biologischen
sehen und den klimatologischen Konsequenzen durch die Annahme
auszuweichen, daß in der Zwischenlage eine Murbildung vorliege.
Dagegen sprechen die gleichen Gründe, die für den Pseudopariser
des Ehringsdorfer Travertinprofils, wie kürzlich (Soergel 1940)
gezeigt wurde, eine derartige Auffassung ausschließen. Die Fein-
körnigkeit des Hangmaterials bzw. das Fehlen größerer Gesteins-
brocken des leicht aufschwemmbaren und auch in größeren Par-
tien leicht abzuflößenden Keupermaterials und schließlich das
Vorhandensein eines „Hyänenfreßplatzes“ in der Steppennager-
schicht (vergl. Berckhemer 1935) beweisen, daß Abflößung und
Ablagerung sehr langsam erfolgten. In der gleichen Zeit erfuhr
mit dem Hanggebiet auch der hangwärts liegende Teil des unteren
Travertins eine Abtragung, wie die reichliche Einmischung von
Travertinmaterial in die herangeführten Hangmassen beweist.
Der Wechsel der Gesteinsbildung von Travertin zur Zwischen-
lage ist in einem Klimawechsel begründet. Dieser findet eine volle
Bestätigung in einem durchgreifenden Faunenwechsel. Die Wald-
fauna des unteren Travertin wird abgelöst durch eine Steppen-
fauna mit charakteristischen Arten der subarktischen Steppenge-
biete (vergl. Heller 1934), zu der Mammut, Wollnashorn und
Rentier hinzutreten. Das Vorkommen von Biber und Edelhirsch
deutet darauf hin, daß Wald nicht völlig gefehlt haben kann und
mit Berckhemer (1935) an „eine durch Baumbestände unter-
brochene Steppenlandschaft“ zu denken ist. Penck (1938) spricht
vom „Einzug eines offenen Waldes“; „ob und inwieweit“ er
„einen Klimawechsel bezeugt,“ schreibt er, „läßt sich ohne weiteres
nicht entscheiden“. „Will man aber durchaus von einer Klima-
änderung reden, so hat man an eine solche zu denken, die auf
einem Parallele wirksam wurde und während der letzten Inter-
glazialzeit die Waldsteppe um 1100 km nach Westen schob. Das
ist etwas ganz anderes als ein eiszeitlicher Klimawechsel, der die
Klimagrenzen um 2000 km auf dem Meridiane nordwärts rückte.“
Eine nähere Begründung für diese Auffassung hat Penck nicht
gegeben. Und in der Tat läßt sich auch gar kein Grund für eine
andere Art von Klimaänderung anführen, als wir sie sonst im
normalen eiszeitlichen Klimawechsel kennen. Tiere der subarkti-
schen Steppen gehören, wie bekannt, zum Bestand der mittel-
europäischen Glazialfauna. Sie zogen nach Westen unter dem
Einfluß der gleichen Klimaänderung, die die Vereisungen herauf-
führte und der wir letzten Endes das Erscheinen der nordischen