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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 16. Abhandlung): Über Äther und Materie: Vortrag ... — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37042#0032
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P. Lenard:

vorhandenen freien Atomraum in geschlossenen Bahnen sich be-
wegen. Ja im Falle der Eisenmoleküle eines Magnetstabes ist
es sogar unzweifelhaft; daß die Elektrizität in denselben in
heftiger kreisender Bewegung sein muß. Es sind dies Bewegungen;
die fortdauernd unverändert im Atom weiter bestehen bleiben;
ohne sich zu erschöpfen; es fehlt jeder Energieaustausch dieser
inneren Atombewegungen mit der Außenwelt. Hierin liegt eine
Schwierigkeit; denn man weiß; daß schwingende oder kreisende
Elektrizität Wellen im Äther erregt und dadurch sich erschöpft.
Ich glaube indessen; daß auch diese Schwierigkeit durch unsere
Annahme von nur einem Wirbelfaden an jedem Elektron ver-
schwindet. Man braucht nur anzunehmen; daß die Wirbelfäden
der betreffenden Elektronen nicht sehr gekrümmt im Atom ver-
laufen; auf kurzem Weg von einer Elektrizität zur andern; die
Wirbelfäden erleiden dann hei den Bewegungen der Elektronen
keine Abschnürungen; d. h. es erfolgt kein Energieveriust durch
Ausstrahlung.
(Relativität der Bewegung.) Auf die Verknüpfung
zwischen Elektrizität und Äther dürfen auch diejenigen Tatsachen
bezogen werden, welche man heute unter dem Namen des
Relativitätsprinzipes zusammenfaßt. Das Prinzip sagt aus, daß
wir niemals absolute Bewegung im Raum, sondern nur relative
Bewegungen der Körper gegeneinander wahrnehmen können. Die
Bewegungen, die wir z. B. einen Körper im Zimmer ausführen
sehen, sind relative Pewegungen in bezug auf das ruhend ge-
dachte Zimmer, ln Wirklichkeit bewegt sich aber das Zimmer
mit der Erde durch den Raum, so daß die von uns beobachtete
Relativbewegung des Körpers im Zimmer nur ein Teil der vor-
handenen Gesamtbewegung dieses Körpers ist. Solche ver-
schiedenen, gleichzeitig an demselben Körper vorhandenen Be-
wegungen stören sich aber gegenseitig nicht, so daß jede einzelne
dieser Bewegungen genau so vor sich geht, als wären die andern
gar nicht vorhanden. So geht z. B. im gleichförmig geradlinig
bewegten Eisenbahnzug alle Bewegung (z. B. die eines geworfenen
Körpers) genau so vor sich, als ruhte der Zug. Diese Erkenntnis
von der gegenseitigen ,Nichtstörung verschiedener, sich über-
einanderlagernder Bewegungen ist sehr alt; bereits GvLrLÄi be-
saß sie und sie bildet den Erfahrungsinhalt des bekannten
Parallelogrammsatzes von der Zusammensetzung der Bewegungen.
Ehen durch diese gegenseitige Nichtstörung gleichzeitig vor-
 
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