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P. Lenard:
werdend) Diese Rechnungen scheinen mir auch besonders zu
zeigen, daß es sich nicht etwa um Kathodenstrahlen handeln
kann, welche in der Erdatmosphäre entstanden wären, z. B.
durch das ultraviolette Licht der Sonne in den oberen Luft-
schichten ausgelöst, eine Wirkung, welche nach meinen eigenen
früheren Resultaten durch das Licht tatsächlich in verdünnter
Luft beim Mitwirken geeigneter elektrischer Kräfte Zustande-
kommen könnte und welche auch früher für eine mögliche Ent-
stehungsart der Nordlichtstrahlen gehalten werden durfte. Viel-
mehr erscheint jetzt ganz bestimmt die Sonne als Ursprung der
Strahlen und zwar einzelne Stellen der Sonnenoberfläche, ver-
mutlich die durch die Fackeln und Flecken kenntlichen Stellen
erhöhter Tätigkeit.
Es ist nun gewiß von großer Wichtigkeit, genaueres über
die Natur der so festgestellten, von der Sonne ausgehenden
Kathodenstrahlen zu wissen, nämlich über ihre Geschwindigkeit,
über die Größe ihrer magnetischen Ablenkbarkeit und über ihre
Absorbierbarkeit, welche drei Eigenschaften auch bei den Nord-
iichtstrahlen in der Art eng miteinander verknüpft sein müßten,
wie es hei Kathodenstrahlen stets der Fall ist.
Die erwähnten Rechnungen von Herrn A. STöRMER zeigen,
daß dem wirklich beobachteten Radius der Häuligkeitszone der
Nordlichter ein außerordentlich großer Wert von FI-R (Magnet-
feld X Krümmungsradius der Strahlen), das ist eine außerordent-
lich geringe magnetische Ablenkbarkeit der Strahlen entspricht;
es ergibt, sich H R von der Größenordnung 1000000 CGS. Dies
zeigt nach den für Kathodenstrahlen geltenden Zusammenhängen
an, daß es sich hier um Strahlen handeln muß, welche an Ge-
schwindigkeit nicht nur die schnellsten in Entladungsrohren er-
zeugbaren Kathodenstrahlen, sondern auch die schnellsten
ß-Strahlen der bisher bekannten radioaktiven Elemente noch weit
übertreffen. Denn der Wert des Produktes H R beträgt für die
Kathodenstrahlen aus Entladungsrohren mit ca. ßß Lichtge-
schwindigkeit nur 500 und selbst für die schnellsten an radio-
aktiven Stoffen gefundenen Strahlen nicht über 5000 CGS. Die
Nordiichtstrahlen müssen danach ganz außerordentliche, der
Lichtgeschwindigkeit schon sehr nahekommendc Geschwindig-
3) C. STöRMER, ürcMu /or (R/ 28, Nr. 2, 1906 ;
ü/e/?. Jgs Pe. MH., 1907 ; CTwyresso ÜH.
Vol. HI, Roma. 1909.
P. Lenard:
werdend) Diese Rechnungen scheinen mir auch besonders zu
zeigen, daß es sich nicht etwa um Kathodenstrahlen handeln
kann, welche in der Erdatmosphäre entstanden wären, z. B.
durch das ultraviolette Licht der Sonne in den oberen Luft-
schichten ausgelöst, eine Wirkung, welche nach meinen eigenen
früheren Resultaten durch das Licht tatsächlich in verdünnter
Luft beim Mitwirken geeigneter elektrischer Kräfte Zustande-
kommen könnte und welche auch früher für eine mögliche Ent-
stehungsart der Nordlichtstrahlen gehalten werden durfte. Viel-
mehr erscheint jetzt ganz bestimmt die Sonne als Ursprung der
Strahlen und zwar einzelne Stellen der Sonnenoberfläche, ver-
mutlich die durch die Fackeln und Flecken kenntlichen Stellen
erhöhter Tätigkeit.
Es ist nun gewiß von großer Wichtigkeit, genaueres über
die Natur der so festgestellten, von der Sonne ausgehenden
Kathodenstrahlen zu wissen, nämlich über ihre Geschwindigkeit,
über die Größe ihrer magnetischen Ablenkbarkeit und über ihre
Absorbierbarkeit, welche drei Eigenschaften auch bei den Nord-
iichtstrahlen in der Art eng miteinander verknüpft sein müßten,
wie es hei Kathodenstrahlen stets der Fall ist.
Die erwähnten Rechnungen von Herrn A. STöRMER zeigen,
daß dem wirklich beobachteten Radius der Häuligkeitszone der
Nordlichter ein außerordentlich großer Wert von FI-R (Magnet-
feld X Krümmungsradius der Strahlen), das ist eine außerordent-
lich geringe magnetische Ablenkbarkeit der Strahlen entspricht;
es ergibt, sich H R von der Größenordnung 1000000 CGS. Dies
zeigt nach den für Kathodenstrahlen geltenden Zusammenhängen
an, daß es sich hier um Strahlen handeln muß, welche an Ge-
schwindigkeit nicht nur die schnellsten in Entladungsrohren er-
zeugbaren Kathodenstrahlen, sondern auch die schnellsten
ß-Strahlen der bisher bekannten radioaktiven Elemente noch weit
übertreffen. Denn der Wert des Produktes H R beträgt für die
Kathodenstrahlen aus Entladungsrohren mit ca. ßß Lichtge-
schwindigkeit nur 500 und selbst für die schnellsten an radio-
aktiven Stoffen gefundenen Strahlen nicht über 5000 CGS. Die
Nordiichtstrahlen müssen danach ganz außerordentliche, der
Lichtgeschwindigkeit schon sehr nahekommendc Geschwindig-
3) C. STöRMER, ürcMu /or (R/ 28, Nr. 2, 1906 ;
ü/e/?. Jgs Pe. MH., 1907 ; CTwyresso ÜH.
Vol. HI, Roma. 1909.