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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 17. Abhandlung): Über die Strahlen der Nordlichter — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37043#0007
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Über die Strahlen der Nordlichter.

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Erde auf sehr langen, gekrümmten Wegen durchsetzt haben, ganz
wie es den von Herrn STÜRMER berechneten Wegen der Strahlen
entspricht. Andererseits würden Strahlen, welche die Absorbier-
barkeit der erwähnten schnellsten Radiumstrahlen besitzen, selbst
auf kürzestem Wege durch die letzten Luftschichten bis zu 50 km
herab schon auf nur 0.0000028 ihrer Anfangsintensität, also auf
den wirklich verfolgten viel längeren Wegen zu völliger Un-
merklichkeit geschwächt sein. Das Herabgehen der Nordlicht-
strahlen bis zu solchen Tiefen zeigt also an, daß sie in der Tat
außerordentlich viel weniger absorbierbar sein müssen als jene
Radiumstrahlen, ganz wie es ihrer außerordentlichen Geschwindig-
keit als Kathodenstrahlen entspricht.
Von besonderem Werte und nicht geringem physikalischen
Interesse wäre es natürlich, direkte Angaben über die Absorbier-
barkeit dieser Strahlen durch Versuche an ihnen zu ermitteln.
Solche Versuche erscheinen hei den Höhen, in welche man durch
Drachen und Luftballons Apparate hinaufbefördern kann, auch
ausführbar, und ich habe dank dem Entgegenkommen der
norwegischen Forscher solche Versuche auch bereits mit ihnen
in Erwägung ziehen können.
Was die Sonne anlangt, so darf man es wohl als festgestellt
betrachten, daß sie fortdauernd — und besonders in den be-
kannten Perioden ihrer gesteigerten (Tätigkeit — ungeheure Mengen
negativer Elektrizität in Gestalt dieser schnellen Kathodenstrahlen
in den Raum hinaussendet. Die materiellen Massen ihrer Ober-
fläche müssen dann positive Ladung haben. Bei den außer-
ordentlich schnellen Bewegungen, welche diese Massen zeigen,
können sie mit ihren Ladungen in der Tat die Magnetfelder
hervorbringen, deren Vorhandensein durch die ausgezeichneten
Untersuchungen von Herrn G. E. HALE auf der Sonnenoberfläche
angezeigt. jstN) Ich befinde mich, was die Entstehungserklärung
dieser Magnetfelder anlangt, nur in einem einzigen Punkte nicht
in Übereinstimmung mit Herrn HALE, darin nämlich, daß dieser
Forscher die Bewegung negativ elektrisch geladener Massen als
Ursprung der Felder annimmt, während mir meine früheren Unter-
suchungen an Flammen und dem elektrischen Bogen zeigen, daß
glühende leuchtende Gasmassen immer nur positiv geladen
sind?), was, wie man sieht, auch in Übereinstimmung mit der

0 G. E. HALB, ü.sPopAys. 28; Nov. 1908. Auch Sept. 1908.
0 P. ÜENARD, <7. PAys., 9, p. 642, 1902, und 17, p. 221 ff., 1905.
 
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