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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 18. Abhandlung): Über die Spannung frischer Wasseroberflächen und über die Messung derselben durch schwingende Tropfen — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37044#0006
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6

P. Lenard:

der Rest und welche daher, aus dem Inneren nach der Ober-
fläche diffundierend, dort sich ausbreiten und anhäufen.c) Die
Natur dieser Bestandteile betreffend wird man an eine der Molekül-
gattungen FLO, H4O2, HgOg denken müssen, deren Vorhandensein
im flüssigen Wasser bereits EöTVös aus seinen Kapillarunter-
suchungen geschlossen hat?) und auf welche auch die mehr-
fachen thermischen Anomalien des Wassers hinweisen. Auch
bei Alkohol ergibt die Tropfenschwingungsmethode höhere Werte
der Oberflächenspannung (s. w. u.) als die statischen Methoden;
dem entspricht es, daß auch hei Alkohol nach den Untersuchungen
von EüTvös komplexe Moleküle vorhanden sind, welche zusammen
mit den einfacheren Molekülen wieder ein Gemisch ergeben.
Bei Alkohol scheint die Abnahme der anfänglich hohen Spannung
langsamer zu erfolgen als bei Wasser, denn sie wird innerhalb
der Fallstrecke nicht so sehr merklich (vgl. die Messungen am
Schluß); dies könnte damit Zusammenhängen, daß die zur Aus-
breitung kommenden Moleküle hier in geringerer Zahl vorhanden
sind. Es wäre zu erwarten, daß bei allen Flüssigkeiten mit nicht
einheitlichen Molekülen die gleiche Erscheinung der erhöhten
Anfangsspannung und des Spannungsabfalles sich finden wird,
und man könnte hiernach die Flüssigkeiten erkennen, .welche,
obgleich chemisch einheitlich, doch Gemische verschiedener
Moleküle sind.
Läßt man Luft zu einer auf konstanter Spannung unter
Vakuum befindlichen Wasseroberfläche, so ändert das den Wert
der Spannung nicht nennenswert. Ich habe mich hiervon unter
Benutzung besonders sorgfältig durch stundenlanges Auskochen
des Wassers luftfrei gemachter Gefäße überzeugt. Hat man eine
so präparierte Glaskugel mit Wasser fertig zur Messung der Ober-
flächenspannung aufgestellt und öffnet sie dann, so bemerkt man
während und nach dem Einströmen der Luft nicht die mindeste
Änderung der Lichtmarken, also der Oberflächenspannung.s) Erst
wenn die Kugel tagelang offen gestanden hat, bei offenbarem Zutritt
von Verunreinigungen, tritt eine Verringerung der Oberflächen-
6) Dieser Vorgang der Ausbreitung mit dem Resuttate, daß aus
einem Flüssigkeitsgemisch der Bestandteil geringster Oberflächenspannung
an der Oberfläche sich anhäufen müsse, ist zuerst von 0. QuiNCKE klar-
gelegt worden (ZOrn. d. RAys. %. CA., 139, p. 1870).
0 R. EöTVös, Ü7W. !d. PA?/#. M. CA., p. 4-18, 1886.
s) Die Änderung müßte weniger als 0,50/o betragen haben. Ich habe
diesen Versuch bereits i. J. 1886 und dann nochmals 1907 ausgeführt.
 
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