Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Nachdem schon im Jahre 1903 durch die umfassenden Ar-
beiten des Herrn LENARD^) ein erster Überblick über den Gang
der Kathodenstrahlabsorption mit der Geschwindigkeit gegeben
war, sind in neuerer Zeit vielfach Versuche einer Vermehrung
des den Gegenstand betreffenden Beobachtungsmaterials bekannt
geworden.
1. Durch den Ausbau der Untersuchungen radioaktiver Vor-
gänge haben namentlich die Absorptionsverhältnisse hn Gebiete
sehr schneller Kathodenstrahlen, als welche wir seit den Unter-
suchungen von H. BECQUEREL2), P- U. M. CURIE3) und DORN*)
die ß-Strahlen radioaktiver Substanzen zu betrachten haben,
ausgedehnte Bearbeitung erfahren, deren Ergebnisse bisher aller-
dings in vielen Punkten weniger eine Vertiefung als vielmehr
eine Bestätigung der durch das ältere Studium der in Entladungs-
rohren erzeugten Strahlen gewonnenen Kenntnis vom Verhalten
der Materie den Strahlen gegenüber gebracht haben. So findet
sich neben der Feststellung, daß einheitliche ß-Strahlen nach
einem einfachen Exponentialgesetz absorbiert werden, der Nach-
weis, daß für alle untersuchten ß-Strahlen das Verhältnis zwischen
Absorptionsvermögen und Dichte konstant ist in etwa derselben
Annäherung wie bei den durch Entladungen erzeugten Kathoden-
strahlen. Die Frage nach der Abhängigkeit der Absorption von
der Strahlgeschwindigkeit kann sich danach in beiden Fällen,
in erster Annäherung auf die Betrachtung der auf die Massen-
einheit bezogenen Absorptionsgröße beschränken. Zu dieser
Frage vermögen einen quantitativen Beitrag nur diejenigen Be-
obachtungen direkt zu erbringen, die sich auf ß-Strahlen be-
kannter Geschwindigkeit beziehen. Solche Strahlen liegen bisher

U P. ÜENARD, RR^MMi/s&er. d. Reid. ÜRad. R?. 7a%. IFled. 51,
p. 227, 1894 ; ÜGed. ü.%%., 56, p. 255, 1895 ; d. Räys., 12, p. 714, 1903.
2) H. BECQUEREL, 6'. R., 130, p. 206, 372, 809. 1900.
3) P. u. M. CuRiE, C. R., 130, p. 73 u. 647. 1900.
U E. DoRN, üiR. d. AdRw/. Ges. Rade, 22. 1900.

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