Metadaten

Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 12. Abhandlung): Über die Absorption der Nordlichtstrahlen in der Erdatmosphäre — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37067#0007
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Über die Absorption der Nordlichtstrablen in der Erdatmosphäre. 7
Wir wenden uns nnn zur Verwertung* von Herrn STÜRMERS
bisherigen Höhenmessungen in bezug auf die Absorption.
Fassen wir die höchste gemessene Höhe ins Auge, k = 370 km
(der sich noch ein zweiter Höhenwert über 300 km anschließt), so
erhält man, aus der Gleichung für k, a/cos b = 1(W cmW Dieses
Resultat könnte selbst für die langsamsten Kathodenstrahlen nicht
durch die Annahme fast horizontalen Laufes der Strahlen (cos b
nahe 0) erklärt werden; denn das Absorptionsvermögen langsamster
Kathodenstrahlen hat, wie meine Versuche zeigten^), den Grenzwert
a = 2*4 - KK, welchen es nicht überschreitet. Der außerordentlich
viel höhere Wert von a/cos b, welchen wir fanden, kann danach
nur so gedeutet werden, daß in jenen großen Höhen weit mehr
gasförmige Materie sich vortindet, als dem angenommenen Gesetz
der Druckabnahme mit der Höhe entspricht^) Dieses Gesetz geht
von durchaus gleichmäßiger Mischung der ganzen Atmosphäre aus,
eine Annahme, die für die allerhöchsten Luftschichten nicht mehr
zuzutreffen braucht. Besonders Wasserstoff könnte sich in so großer
Höhe relativ ansammein und dort weit größere Gasdichten hervor-
bringen, als unseren Formeln entspricht.^) Nimmt man an, daß in
370 km Höhe Wasserstoffgas von 0*005 mm Druck vorhanden ist,
was zur Erklärung des Leuchtens beim Durchgang von Kathoden-
strahlen wahrscheinlich genügen würde, so folgte daraus für die
untersten Schichten des Luftmeeres ein Gehalt von 0*016 Volum-
prozent dieses Gases (bzw. wegen der tiefen Temperatur in der Höhe
etwas mehr), und dies widerspricht auch nicht den vorhandenen
Luftanalysen. a7.se r77e N7m7/7ü;/ü 7% //O/uM
.500 /cm ad.s cm A7/cAa;c7s' der Grd/äa/'aca/ 07c/dc.s7cr
Gase m diesen o^ers^ea SWdcTdeM der HOnosp/dfre cuM/eseAew werdend)
0 Awn TM. 7V, p. 730, 1903.
5 Nimmt man an, Jab die Kathodenstrahlen durch radioaktive Prozesse auf
der Sonne entstehen, so sind auch a-Strahlen von der Sonne zu erwarten. Diese
materiellen Strahlen würden ebenfalls Lichterscheinungen in der Erdatmosphäre
hervorbringen können, und zwar, da sie viel stärker absorbierbar sind als schnelle
Kathodenstrahlen, am meisten in den allerhöchsten Schichten der Atmosphäre.
Aber auch wenn man dementsprechend die höchstgelegenen Nordlichterscheinungen
ü-Strahlen zuschreiben wollte, würde ebenfalls mehr Gas in jenen Höhen an-
genommen werden müssen, als gleichmäßiger Durchmischung der Atmosphäre
entspricht.
0 Vgl. über diese Verhältnisse HANN, edr p. 7, 1901.
0 Die Sternschnuppen beweisen nur bis ca. 340 km; höher oben leuchten
sie nicht auf. Man vgl. übrigens die eingehende Diskussion über die obersten
atmosphärischen Schichten bei A. WEGENER, 72, p. 170, 1911.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften