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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1913, 4. Abhandlung): Kinetische Theorie der positiven Strahlen — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37345#0005
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Kinetische Theorie der positiven Strahlen.

(A. 4) 5

3. Die positiven Kanalstrahlmoleküle neutralisieren sich beim
Zusammentreffen mit den freien Elektronen, ganz wie es bei den
positiven Atomen der Flamme der Fall ist. Es gilt dafür ein
Rekombinationskoeffizient r, genau definiert wie für Flammen^).
4. Die Wiederaufladung der neutralisierten Kanalstrahlmole-
küle (Verlust eines Elektrons aus denselben^)), erfolgt durch die
unter 1. betrachtete Nähewirkung mit den anderen Molekülen,
auf welche sie treffen. Man hat jedoch zu beachten, daß diese
Zusammentreffen in Hinsicht des Kanalstrahls selber von zweierlei
Art sein müssen; nämlich entweder Reflexionen, wie bei den ge-
wöhnlichen Gasmolekülbewegungen nicht sehr großer Geschwin-
digkeit, oder Durchquerungen, wie bei den <x-Strahlmolekülen von
großer Geschwindigkeit i°). Tritt der erstere Fall ein, so scheidet
das betreffende Kanalstrahlmolekül aus dem Strahle aus und
wird nicht mehr zu demselben gezählt. Tritt der zweite Fall
ein, so gehört es noch dazu und bildet dann ein wieder positiv
aufgeladenes Kanalstrahlmolekül, das bei der einzelnen Durch-
querung seine Bahngeschwindigkeit in Richtung und Größe kaum
geändert hat, ganz wie dies auch bei den schnellen Kathoden-
strahlenelektronen der Fall ist, welche ebenfalls die Gasmoleküle
durchqueren^).
5. Man sieht aus diesem letzteren (4.), daß wir die Absorption
des Kanalstrahls — im Gegensatz zur Kathodenstrahlabsorption
und in Analogie mit der Absorption der K-Strahlen — nicht als
ein Festgehaltensein der fliegenden Teile durch die relativ ruhenden,
sondern als eine Zerstreuung bei den Reflexionen an den ruhenden
Teilen annehmen. Dies hat seine experimentelle Begründung in
den Versuchsresultaten der Herren W. WlEN^), J. KOENIGSBERGER
und KUTSCHEWSKW), wonach die Wegstrecken, auf welchen Ab-
sorption der Kanalstrahlen stattfindet, nicht sehr weit verschieden
sind von den freien Weglängen der kinetischen Gastheorie. Es
R) Siehe 1. c. (dort mit r, hier zum Unterschied vom Atomradius mit r
bezeichnet).
9) Wir nehmen der Einfachheit halber hier immer nur Verlust eines
Elektrons aus dem Kanalstrahlmolekül an.
i°) Vgl. C. RAMSAUER, Jahrb. der Radioaktivität. 9, p. 515, 1912.
H) Siehe Ann. d. Phys. 8, p. 191, 1902, auch den Vortrag ,,Über Ka-
thodenstrahlen" (Leipzig), p. 32.
12) W. WIEN, Berl. Akad. 1911, p. 773.
13) J. KOENIGSBERGER und J. KUTSCHEWSKI, Ann. d. Phys. 37,
p. 161, 1912.
 
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