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Wülfing, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1916, 11. Abhandlung): Die Häufungsmethode — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34896#0028
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2H (A. fl)

E. A. WüLFiNG: Die Häufungsmethode.

die damalige Zeit besonders wichtig nnd wird immer ein hervor-
ragendes historisches Interesse behalten, weil sie uns zeigt, wie
genau man schon vor bald 100 Jahren bei scharfsinniger Beobach-
tungsgabe auch mit recht mangelhaften Instrumenten einzelne
Winkel zu messen vermochte. Aleine neue Auslegung der alten
Beobachtungen ist übrigens weniger ein Vorwurf gegen KupFFER und
DAUBER, als gegen die Epigonen, die immer wieder diese AVinkel
zitieren als Aluster der Fundamentalwerte der betreffenden Aline-
ralien. Für die heutige Verwendung des KuPFFERSchen Original-
wertes hängt alles davon ab, wie weit man KupFFERs einzigen
Gottharder Kristall als besonders günstigen Vertreter seiner
Spezies gelten lassen will. Uns interessiert aber eigentlich doch
sehr wenig, wie groß der Winkel an der einen Kante, oder an dem
einen Gottharder Quarzkristall war, vielmehr wollen wir heute
wissen, wie groß der AAhnkel am Quarz ist. Und das braucht
noch lange nicht dasselbe zu sein!
Damit ergibt sich der Weg, der von uns in Zukunft eingeschla-
gen werden sollte. AAhr müssen immer, wenn wir grundlegende
Bestimmungen vornehmen wollen, viele Alessungen ausführen,
und zwar nicht an einer Kante und an einem Kristall, sondern
an vielen, ja sehr vielen Kristallen. Damit sage ich freilich nichts
Neues. Neu dürfte aber sein, daß die Bilder der AVrteilung solcher
vieler Alessungen erkennen lassen, nicht etwa, wie genau wiy zu
messen imstande sind, sondern wie genau der Kristall diese Ales-
sungen zuläßt. Und bei der AJitteilung hierüber sollen wir uns
nicht darauf beschränken, Alittelwerte und Grenzwerte anzugeben,
wir müssen vielmehr alle Einzelwerte veröffentlichen, was ja bei
AVrmeidung der AAhederbolung der Gradzahlen auf sehr engem
Raum ausführbar ist.
Aleine Hoffnung, durch diese Darstellung alle Zweifel über
die Häufungsmethode beseitigt zu haben, darf nicht allzu groß
sein, ich hätte denn noch breiter, aber wohl auch ermüdender
werden müssen. Immerhin halte ich es für möglich, daß die Ge-
danken, die mich hier beschäftigt haben, mit der Zeit von anderen
ebenfalls auf ihre Brauchbarkeit erkannt werden. Alöge dadurch
auch im Reiche der Kristalle der mich beherrschende Grundsatz
mehr und mehr zur Anerkennung kommen, daß exakte Forschung
innerhalb methodisch zulässiger Fehlergrenzen zu bleiben hat.
Heidelberg, den 4. November 1916.
 
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