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W. Deecke:
indessen mit Vorsicht zu gebrauchen, da wir ja infolge der Entstehung
aller heutigen Ozeane die Ausdehnung der alten übermeerischen Fest-
landmassen nicht genau kennen, da uns ferner die Lebensbedingungen
vieler ausgestorbener Tierformen unerforschlich sind, und da endlich
die Verfrachtung von Schutt auch durch andere Bewegungen (Flüsse,
Gletscher, Wind) als durch Meeresversetzungen geschah. Trotzdem ist
eine Reihe von Schlüssen erlaubt und führt notwendig zur Annahme be-
deutender, für die historische Geologie sogar entscheidend wichtiger
ozeanischer Strömungen.
Die für lange Zeiten fundamentale Strömung war in dem Gürtel-
meere der Tethys vorhanden. Wir wissen, daß Perioden hindurch eine
nördliche und eine südliche Kontinentalmasse existierten, zwischen denen
sich vom Pazifik über Süd- und Mittelasien, Kleinasien, das Mittelmeer
und das zentralamerikanische Gebiet ein in seiner Breite, in seinen Buch-
ten und Schelfmeeren wechselnder Meeresstreifen um die Erde zog. Seit-
dem Ed. Suess diese hochwichtige Tatsache feststellte, hat man mit
Strömungen von Ost nach West in diesem Meere gerechnet, schon aus
dem einfachen Grunde,, weil die Axendrehung der Erde und der Umlauf
des Mondes notwendig in diesem Gürtelmeere bestimmt gerichtete, ein-
heitliche und im Lauf der Jahrtausende sich summierende Wirkungen
hervor bringen mußten. Hieran ist ganz und gar nicht mehr zu zweifeln,
um so weniger, als die Verteilung der Fossilien in den Faciesbildungen der
Formationen vom Devon bis zum Eocän diese Schlüsse voll bestätigt, da
eine geschlossene Fauna innerhalb einer derartigen Zone immer wieder
in den aufeinanderfolgenden Schichtserien um die Erde verfolgbar ist.
Die Zusammenstellung dahinzielender Beobachtungen und Betrach-
tungen findet man in dem DACQUE’schen Buche: Grundlagen und Me-
thoden der Paläogeographie 1915. Vieles verdankt jeder, der sich mit
solchen Fragen befaßt, den trefflichen Kärtchen in DE Laeparent’s
,,Traite de geologie“, einer Darstellungsart geschickter Zusammenfassung
unserer Kenntnisse über die Verbreitung der einzelnen Formations-
glieder, welche dann Haug in seinem jüngeren und auf dem neuesten
Stand gehaltenen Buche in verbesserter Form übernahm.
Jenes ozeanische Dauersystem wurde erst durch die große tertiäre
Faltung zerstört, welche die afrikanische Masse an Eurasien angliederte
und annähernd gleichzeitig die mittelamerikanische Brücke schuf. Da-
durch sind Pazifik und Atlantik mit ihren Strömungen als junge, in sich
abgeschlossene Gebilde entstanden, während wir über das Werden
des indischen Ozeans, besonders dessen Südhälfte, völlig im dunkeln
bleiben. Aber auch im Atlantik haben sich mancherlei späte Verände-
W. Deecke:
indessen mit Vorsicht zu gebrauchen, da wir ja infolge der Entstehung
aller heutigen Ozeane die Ausdehnung der alten übermeerischen Fest-
landmassen nicht genau kennen, da uns ferner die Lebensbedingungen
vieler ausgestorbener Tierformen unerforschlich sind, und da endlich
die Verfrachtung von Schutt auch durch andere Bewegungen (Flüsse,
Gletscher, Wind) als durch Meeresversetzungen geschah. Trotzdem ist
eine Reihe von Schlüssen erlaubt und führt notwendig zur Annahme be-
deutender, für die historische Geologie sogar entscheidend wichtiger
ozeanischer Strömungen.
Die für lange Zeiten fundamentale Strömung war in dem Gürtel-
meere der Tethys vorhanden. Wir wissen, daß Perioden hindurch eine
nördliche und eine südliche Kontinentalmasse existierten, zwischen denen
sich vom Pazifik über Süd- und Mittelasien, Kleinasien, das Mittelmeer
und das zentralamerikanische Gebiet ein in seiner Breite, in seinen Buch-
ten und Schelfmeeren wechselnder Meeresstreifen um die Erde zog. Seit-
dem Ed. Suess diese hochwichtige Tatsache feststellte, hat man mit
Strömungen von Ost nach West in diesem Meere gerechnet, schon aus
dem einfachen Grunde,, weil die Axendrehung der Erde und der Umlauf
des Mondes notwendig in diesem Gürtelmeere bestimmt gerichtete, ein-
heitliche und im Lauf der Jahrtausende sich summierende Wirkungen
hervor bringen mußten. Hieran ist ganz und gar nicht mehr zu zweifeln,
um so weniger, als die Verteilung der Fossilien in den Faciesbildungen der
Formationen vom Devon bis zum Eocän diese Schlüsse voll bestätigt, da
eine geschlossene Fauna innerhalb einer derartigen Zone immer wieder
in den aufeinanderfolgenden Schichtserien um die Erde verfolgbar ist.
Die Zusammenstellung dahinzielender Beobachtungen und Betrach-
tungen findet man in dem DACQUE’schen Buche: Grundlagen und Me-
thoden der Paläogeographie 1915. Vieles verdankt jeder, der sich mit
solchen Fragen befaßt, den trefflichen Kärtchen in DE Laeparent’s
,,Traite de geologie“, einer Darstellungsart geschickter Zusammenfassung
unserer Kenntnisse über die Verbreitung der einzelnen Formations-
glieder, welche dann Haug in seinem jüngeren und auf dem neuesten
Stand gehaltenen Buche in verbesserter Form übernahm.
Jenes ozeanische Dauersystem wurde erst durch die große tertiäre
Faltung zerstört, welche die afrikanische Masse an Eurasien angliederte
und annähernd gleichzeitig die mittelamerikanische Brücke schuf. Da-
durch sind Pazifik und Atlantik mit ihren Strömungen als junge, in sich
abgeschlossene Gebilde entstanden, während wir über das Werden
des indischen Ozeans, besonders dessen Südhälfte, völlig im dunkeln
bleiben. Aber auch im Atlantik haben sich mancherlei späte Verände-