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W. Deecke:
dem russischen Jura in Verbindung stehende Ammonitenfauna des
Callovien hat über Popiläni und die Ostseegebiete viele Arten nach
Westen (erst Hannover, dann England) vordringen lassen. Die im Callo-
vien Süddeutschlands auftretenden kleinen Aucellen könnten auch aus
dem Molukkengebiet allmählich zugewandert sein; die im pomm erseh en
Mittelmalm vorkommenden Aue. Pallasi werden aber besser aus dem
russischen Meere hergeleitet und passen durchaus dazu, daß einzelne
Moskauer Ammoniten, vor allem Virgatiten, im Malm Englands eine
Gastrolle geben. Nicht ausgeschlossen ist daher, daß ebenfalls die Jason-
und Ornatusgruppe sowie die Cardioceraten, welche seit Eröffnung der
baltischen Straße auch in Süddeutschland erscheinen, von Osten stam-
men. Man könnte an eine Unterströmung in der baltischen Straße
denken, welche die benthonischen Ammoniten westwärts wandern ließ,
während die Uferfauna der westeuropäischen Sedimente ostwärts mit
der Oberströmung sich ausdehnte. Es wäre dabei das mit dem Polar-
gebiet verbundene Wasser des Russischen Beckens als eine kalte, des-
halb schwere Unterströmung, die von Westen kommende als warme
Oberströmung anzunehmen. Salfeld (Zentralblatt für Min. Jahrg.
1921, Nr. 6, S. 173) ist zwar gegen die Auffassung des borealen Jura-
meeres als einer kälteren Wassermasse, weil es bis 47 Grad reicht. Das
ist aber kein Hindernis, wie die Strömung an der amerikanischen Ost-
küste heute uns dartut. Die verschiedenen Ammonitenfamilien wan-
dern nach Salfeld aus der Tethys auf vorläufig unbekannten Wegen
dorthin ein, entwickeln sich mit Ausnahme der Perisphincten aber nicht;
das muß doch einen Grund haben. Als solcher liegt immer noch Tem-
peraturdifferenz des Wassers am nächsten. Haug (Traite de geol. S. 1080)
hat die Wanderung der russischen Malmfaunen kartographisch mit
Pfeilen dargestellt. Ich bin der Ansicht, daß wir in dieser Skizze statt
der Pfeile zum Teil einfach Meeresströmungen setzen dürfen. Umgekehrt
ist die Übereinstimmung der pommerschen Kimmeridgearten mit denen
von England und Boulogne, in der Normandie und bei Porrentruy im
Berner Jura zu betonen, wobei der Nordrand des Harzes bei Hannover
und der Südrand der Skandinavischen Masse in der Kattegatgegend die
erforderlichen Zwischenglieder liefern. Als typisches Beispiel mag Pygu-
rus Blumenbachi dienen, da dieser an die Oolithfacies gebundene See-
igel bei Boulogne, in Hannover und bei Bartin unweit Ivolberg in Pom-
mern auftritt. Ebenso wandert die seßhafte Goniolina vom Pariser
Becken und dem Juragebirge im Kimmeridge zusammen mit den kleinen
Austern bis zu den Odermündungen, ebenso der an die Oolithe und Riffe
gebundene westeuropäische Trichites. Am merkwürdigsten ist die Ver-
W. Deecke:
dem russischen Jura in Verbindung stehende Ammonitenfauna des
Callovien hat über Popiläni und die Ostseegebiete viele Arten nach
Westen (erst Hannover, dann England) vordringen lassen. Die im Callo-
vien Süddeutschlands auftretenden kleinen Aucellen könnten auch aus
dem Molukkengebiet allmählich zugewandert sein; die im pomm erseh en
Mittelmalm vorkommenden Aue. Pallasi werden aber besser aus dem
russischen Meere hergeleitet und passen durchaus dazu, daß einzelne
Moskauer Ammoniten, vor allem Virgatiten, im Malm Englands eine
Gastrolle geben. Nicht ausgeschlossen ist daher, daß ebenfalls die Jason-
und Ornatusgruppe sowie die Cardioceraten, welche seit Eröffnung der
baltischen Straße auch in Süddeutschland erscheinen, von Osten stam-
men. Man könnte an eine Unterströmung in der baltischen Straße
denken, welche die benthonischen Ammoniten westwärts wandern ließ,
während die Uferfauna der westeuropäischen Sedimente ostwärts mit
der Oberströmung sich ausdehnte. Es wäre dabei das mit dem Polar-
gebiet verbundene Wasser des Russischen Beckens als eine kalte, des-
halb schwere Unterströmung, die von Westen kommende als warme
Oberströmung anzunehmen. Salfeld (Zentralblatt für Min. Jahrg.
1921, Nr. 6, S. 173) ist zwar gegen die Auffassung des borealen Jura-
meeres als einer kälteren Wassermasse, weil es bis 47 Grad reicht. Das
ist aber kein Hindernis, wie die Strömung an der amerikanischen Ost-
küste heute uns dartut. Die verschiedenen Ammonitenfamilien wan-
dern nach Salfeld aus der Tethys auf vorläufig unbekannten Wegen
dorthin ein, entwickeln sich mit Ausnahme der Perisphincten aber nicht;
das muß doch einen Grund haben. Als solcher liegt immer noch Tem-
peraturdifferenz des Wassers am nächsten. Haug (Traite de geol. S. 1080)
hat die Wanderung der russischen Malmfaunen kartographisch mit
Pfeilen dargestellt. Ich bin der Ansicht, daß wir in dieser Skizze statt
der Pfeile zum Teil einfach Meeresströmungen setzen dürfen. Umgekehrt
ist die Übereinstimmung der pommerschen Kimmeridgearten mit denen
von England und Boulogne, in der Normandie und bei Porrentruy im
Berner Jura zu betonen, wobei der Nordrand des Harzes bei Hannover
und der Südrand der Skandinavischen Masse in der Kattegatgegend die
erforderlichen Zwischenglieder liefern. Als typisches Beispiel mag Pygu-
rus Blumenbachi dienen, da dieser an die Oolithfacies gebundene See-
igel bei Boulogne, in Hannover und bei Bartin unweit Ivolberg in Pom-
mern auftritt. Ebenso wandert die seßhafte Goniolina vom Pariser
Becken und dem Juragebirge im Kimmeridge zusammen mit den kleinen
Austern bis zu den Odermündungen, ebenso der an die Oolithe und Riffe
gebundene westeuropäische Trichites. Am merkwürdigsten ist die Ver-