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W. DEECKE:
Weichen bringt, so daß sich die Eemfauna bis gegen Bornholm ver-
breitete. Nordamerikanischer Einschlag in dieser ist nachgewiesen und
nordamerikanische Gräser (Cyperaceen) treten, wohl durch Strömungen
vertragen, in den interglazialen Torfmooren Jütlands auf. Die post-
glazialen Veränderungen in Nord- und Ostsee mit der arktischen Yoldia-
und mit der jüngeren Litorinafauna, die von der Nordsee bis Haparanda.
reichte und beide auf Einströmen von Wasser aus Norden oder Westen
bis in die innersten Winkel der Ostsee zurückgehen, seien, weil so öft-
er örtert, nur kurz erwähnt.
Die Litorina-See hat im Paläozoikum einen Vorläufer gehabt und
zwar in dem mitteleuropäischen Zechsteinmeer, das auch von Westen
bis auf die baltische Platte Übergriff und eine in ähnlicher Weise ver-
armte, an solch binnenländisches Becken angepaßte Lebewelt umschloß.
Dabei muß eine aus dem atlantischen Bereich eindringende Strömung
die Keime zugeführt haben, wie es im jüngsten Känozoikum vom Ägäi-
schen Meer her in den Pontos geschah. Dies bringt uns auf andere solche
Spezialfälle zu sprechen, für welche die germanische Trias gute Beispiele
liefert. Im unteren Muschelkalk lag die Wasserpforte im Osten am heuti-
gen Karpathenfuße und das dort einflutende Salzwasser verbreitete
Daclocrinus gracilis, Beneckeia Bucht nebst den Zwischenschalern weit
nach Westen bis an den Rhein. Das Salz wasser kam dort, wie heute
durch den Sund und Bosporus, in ein sonst abgeschlossenes Becken und,
als es sich im Hauptmuschelkalk erneut einstellte, vielleicht durch andere
Tore von Süden her, wobei sich auch Gyroporellen und Retzia trigonella
in Süddeutschland und Lothringen ansiedelten, sowie einzelne Korallen
bei Donaueschingen. Bei solchem Einbruch des Salzwassers gelangten
Spongien, Foraminiferen, ja einzelne Arcestes in den süddeutschen
Trochitenkalk. Weil sich alle diese rein marinen Typen in der südwest-
deutschen Ecke finden, bin ich der Ansicht, daß die neuen Pforten im
Süden (Rhonetal?) lagen. Man sieht jetzt in der Ostsee bei Rostock
noch Litorina und Scrobicularia gedeihen, weil das Nordseewasser bis
dorthin seinen Einfluß ausiibt; Seesterne treten in der Travemünder
Bucht reichlich auf, fehlen indessen schon bei Rügen. So bedingten in
der mittleren Trias Einströme die Verbreitung der Tiere, und im Keuper
muß noch einmal ein solcher Einbruch von Süden geschehen sein, welcher
Myophoria Raibliana in unverminderter Größe bis Würzburg in die
mittleren Keuperschichten und Myoph. Whatlyae in den Aargau brachte.
Für die Verteilung des Salzwassers in der Ostsee spielen die dort herr-
schenden Westwinde eine große Rolle. In dem deutschen Triassee müssen
von Osten, d. h. von der damals noch vorhandenen russischen Kontinen-
W. DEECKE:
Weichen bringt, so daß sich die Eemfauna bis gegen Bornholm ver-
breitete. Nordamerikanischer Einschlag in dieser ist nachgewiesen und
nordamerikanische Gräser (Cyperaceen) treten, wohl durch Strömungen
vertragen, in den interglazialen Torfmooren Jütlands auf. Die post-
glazialen Veränderungen in Nord- und Ostsee mit der arktischen Yoldia-
und mit der jüngeren Litorinafauna, die von der Nordsee bis Haparanda.
reichte und beide auf Einströmen von Wasser aus Norden oder Westen
bis in die innersten Winkel der Ostsee zurückgehen, seien, weil so öft-
er örtert, nur kurz erwähnt.
Die Litorina-See hat im Paläozoikum einen Vorläufer gehabt und
zwar in dem mitteleuropäischen Zechsteinmeer, das auch von Westen
bis auf die baltische Platte Übergriff und eine in ähnlicher Weise ver-
armte, an solch binnenländisches Becken angepaßte Lebewelt umschloß.
Dabei muß eine aus dem atlantischen Bereich eindringende Strömung
die Keime zugeführt haben, wie es im jüngsten Känozoikum vom Ägäi-
schen Meer her in den Pontos geschah. Dies bringt uns auf andere solche
Spezialfälle zu sprechen, für welche die germanische Trias gute Beispiele
liefert. Im unteren Muschelkalk lag die Wasserpforte im Osten am heuti-
gen Karpathenfuße und das dort einflutende Salzwasser verbreitete
Daclocrinus gracilis, Beneckeia Bucht nebst den Zwischenschalern weit
nach Westen bis an den Rhein. Das Salz wasser kam dort, wie heute
durch den Sund und Bosporus, in ein sonst abgeschlossenes Becken und,
als es sich im Hauptmuschelkalk erneut einstellte, vielleicht durch andere
Tore von Süden her, wobei sich auch Gyroporellen und Retzia trigonella
in Süddeutschland und Lothringen ansiedelten, sowie einzelne Korallen
bei Donaueschingen. Bei solchem Einbruch des Salzwassers gelangten
Spongien, Foraminiferen, ja einzelne Arcestes in den süddeutschen
Trochitenkalk. Weil sich alle diese rein marinen Typen in der südwest-
deutschen Ecke finden, bin ich der Ansicht, daß die neuen Pforten im
Süden (Rhonetal?) lagen. Man sieht jetzt in der Ostsee bei Rostock
noch Litorina und Scrobicularia gedeihen, weil das Nordseewasser bis
dorthin seinen Einfluß ausiibt; Seesterne treten in der Travemünder
Bucht reichlich auf, fehlen indessen schon bei Rügen. So bedingten in
der mittleren Trias Einströme die Verbreitung der Tiere, und im Keuper
muß noch einmal ein solcher Einbruch von Süden geschehen sein, welcher
Myophoria Raibliana in unverminderter Größe bis Würzburg in die
mittleren Keuperschichten und Myoph. Whatlyae in den Aargau brachte.
Für die Verteilung des Salzwassers in der Ostsee spielen die dort herr-
schenden Westwinde eine große Rolle. In dem deutschen Triassee müssen
von Osten, d. h. von der damals noch vorhandenen russischen Kontinen-