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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1923, 1. Abhandlung): Mitteleuropäische Meeresströmungen der Vorzeit — Berlin, Leipzig, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43565#0024
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W. Deecke:

verhindern. Mit diesen beiden Momenten läßt sich bei vorsichtiger An-
wendung des Prinzips viel machen. Dazu haben wir die Korallenriff-
und Oolithzonen, von deren Natur ich in einem besonderen Artikel vor
kurzem geredet habe. Von solchen Küstenströmungen mit ihren Sand-
driften haben wir schöne Beispiele im Rhaet. Am Dinkelberg bei Basel
und im Basler Jura besteht die Schicht aus einem oft kaum fußdicken
gelben Sandstein mit Treibhölzern und von Dünencharakter, ostwärts
vom Randen etwa bei Ulm bricht die See in die Keupersenke hinein und
schafft durch Zusammenschwemmung des am Küstenrande entlang-
wandernden Sandes die Nürtinger Sandsteine. Genau so entstanden die
rhaetischen Schichten Schonens und des Thüringer Waldes, die Infralias-
Bildungen des Plateau central und des Contentin oder der Hettinger
Liassandstein. Hereingeschleppte Meeressande erfüllen die baltische
Meeresstraße im Callovien, Cenoman und im Oligocän (Bernstein- und
Stettiner, Sternberger Sande), erfüllen die Cenoman- und Oberkreide-
straßen von den Karpathen bis zum Harze, die Meeresverbindung von
Sachsen über Franken zur Donau und wohl bis zu den Alpen. Wir
beobachten dasselbe in der mitteltertiären vindelizischen Straße in der
Schweizer Molasse, ein Beispiel, an dem wir deutlich das Abwandern
des zerriebenen Schuttes von den Rändern hinaus in die offenen, obwohl
flachen Meeresteile nachzuweisen vermögen. Nach meiner Meinung ist
der Buntsandstein von Norden aus dem kaledonischen Teile der Nord-
seegegend in einem flachen Binnenmeere nach Süden bis zu den Enden
von Vogesen und Schwarzwald gewandert. Strömungen haben innerhalb
des germanischen Keupergebietes die Lettenkohlensandsteine zusammen-
getragen; ferner besitzt der Schilfsandstein des schwäbischen Beckens
eine Lagerung in Rinnen, die als „Flutrinnen“ bezeichnet werden; der
Stubensandstein ergießt sich als eine Sanddrift von der böhmischen Masse
gegen den Schwarzwald und den Kraichgau. Nehmen wir, wie oben aus-
einandergesetzt, für* das germanische Triasbecken nordöstliche Winde an,
so mußte gerade in dem fortgesetzt sinkenden Gebiete östlich und süd-
lich des Rheinischen Schiefergebirges in dem seichten Wasser sich der
Schutt des Beckens vereinigen, wodurch sich die Mächtigkeit des Bunt-
sandsteins in Hessen und Westdeutschland erklärt. In dem badischen
Buntsandstein habe ich wiederholt im allgemeinen Nord-Süd laufende
Wellenfurchen im Anstehenden beobachtet, auch sonst derartig gerichtete
Brandungswirkungen in der Trias; ferner sind die Keupersandsteine,
soweit sie alte Dünen sind, vorzugsweise Nord-Süd ausgedehnt und die
„Flutrinnen“ im Kraichgau, welche diese Wälle durchbrechen, Ost-West
gerichtet. Man sollte auf solche Beziehungen etwas mehr achten, wozu
 
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