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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1923, 1. Abhandlung): Mitteleuropäische Meeresströmungen der Vorzeit — Berlin, Leipzig, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43565#0027
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Mitteleuropäische Meeresströmungen der Vorzeit.

Beweis für eine mesozoische Landbrücke zwischen Afrika und Süd-
amerika. dürfen auf alle Fälle, selbst wenn wir solche annehmen, freieres
Wasser westlich von Afrika und Westeuropa annehmen, über welches die
warme Luft nach Nordosten gegen den Nordpol abfloß. Daher werden
solche Winde das Wasser gegen den nordatlantischen Kontinent getrieben
und dadurch eine dem heutigen Golfstrom entsprechende Drift mit
östlicher Richtung erzeugt haben, welche in die damaligen Mitteleuropa
bedeckenden Gewässer eindringen mußte. Das gibt einigermaßen eine
Erklärung für die Anhäufung der Juratone zwischen England und
Schwaben und läßt sich sogar zur Begründung von gewissen Einzelheiten
verwerten. Nämlich als im Dogger sich die Untiefe der oolithischen Sedi-
mente auf dem Bogen von Südengland über die Ardennen und die ober-
rheinischen Massive nach dem Zentralplateau entwickelte, mußte
■solcher Strom sich teilen, und dadurch entstanden vor der Barre
in Frankreich und hinter ihr in Hannover—Schwaben weiter tonige
Sedimente, vor allem im Winkel zwischen Schwarzwald und Böhmen,
wo sich der Schlick anhäufte. Wir haben in Hannover rein tonigen
Dogger, in Schwaben solche Facies von Dogger bis zu den Ornatentonen.
In Lothringen legt sich der mächtige Woevreton auf die Oolithgesteine,
im Berner Jura und Breisgau der Renggeriton und das stark tonige
Terrain a chailles; in England treffen wir auf den Oxfordclay. Auch die
gleichen Einschaltungen im Sequan des Berner Jura und Dept. Yonne,
in den Gammamergeln Schwabens lassen vielleicht sich so erklären, daß
durch das Wachsen der Malmriffe in Nordfrankreich und Südengland und
durch die beginnende kimmerische Aufwölbung jener Meeresstrom ver-
schiedentlich abgelenkt wurde und nun an der mit Riffen besetzten
varistischen Doubs-Donauschwelle zeitweilig entlang ging. Die Senkung
im Neocom schafft schließlich von Hannover bis Dänemark und in Süd-
england abermals mächtige dunkle Tonmassen. Drittens haben wir dies
im Paläocän, ja sogar viertens im Septarienton des Oligocäns, wo ent-
sprechend der Ausdehnung des Meeres über Norddeutschland nach Osten
sich der Schlamm in dieser Richtung verteilt und vielleicht z. T. in den
Rheintalgraben eindrang und diesen neben einheimischem Schutt mit
auffüllen half. — Die Gesteinstrümmer selbst stammen natürlich aus dem
nördlichen Festland, das groß genug war, um solche Mengen zu liefern,
und durch seine Flüsse ins Meer warf. Einheimische Massen haben diese
riesigen Mengen nicht herzugeben vermocht, weil sie kein Flußsystem ent-
wickeln konnten und zeitweilig sogar unter dem Meere lagen. Die Driften
verteilten die fremden Schwemmstoffe über weite Flächen und brachten
sie dadurch in den Senken zum Absatz, was durch die Inselnatur Zentral-
 
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