Mitteleuropäische Meeresströmungen der Vorzeit. 31
Pariser und das Miocän des Wiener Beckens, den man bisher kaum betont
hat.
Es gibt endlich noch eine Anzahl rein geologischer, oder sagen wir
besser paläogeographischer Momente, welche bestimmte Ausgleichs-
strömungen vermuten lassen. Inder Gegenwart bestehen erstens solche
zwischen überfüllten Binnenmeeren und dem Ozean, also z. B. zwischen
dem Schwarzen Meere und dem Ägäischen Meere durch Bosporus und
Dardanellen oder zwischen Ostsee und Nordsee durch den Sund. Zweitens
haben wir derartige Strömungen zwischen dem normalen und einem
durch starke Verdunstung gesenkten Meeresspiegel, was wir ja in der
Straße von Gibraltar, am Südende des Roten Meeres oder zwischen
Kaspisee und dessen Karabugasbucht beobachten. In früheren Zeiten
dürfen wir solche Verhältnisse ebenfalls annehmen; denn an der engen
oberschlesischen Pforte des unteren Muschelkalks muß ein Einströmen
des Wassers in die flache deutsche Triassee erfolgt sein, wodurch die
Keime der marinen. Fauna weithin verbreitet wurden. An solchen Stellen
sammeln sich bekanntlich die Fische zu Zügen, was ja wir sogar mit den
Heringen im Kaiser-Wilhelms-Kanal wahrgenommen haben. Den
Fischen folgen die von ihnen zehrenden anderen Tiere, in der Jetztzeit
Vögel oder Seehunde, in jener Triaszeit Amphibien und Nothosauriden.
Daher haben die unteren Muschelkalke Oberschlesiens so viel Reptilien-
knochen und Fischreste geliefert, was sich bis nach Rüdersdorf hin be-
merkbar macht, gerade so wie heute der salzige Einstrom durch den
Sund bis Rügen reicht und bei Schonen die gewaltigen Heringsfänge
gemacht werden. — Nach der Zeit der Anhydritgruppe lag die Pforte des
deutschen Triasmeeres wohl in Süddeutschland, und deshalb sind dort
die unteren Trochitenkalke so reich an Nothosauriden. — Ähnliche Ver-
hältnisse vermute ich an mehreren Stellen des Mittelmeergebietes, als
nach der alpinen Faltung das Miocänmeer in die Salzsümpfe der Congerien-
stufe zerfiel. Die vielen Fische in dem sizilianischen Tripel, der aus
Radiolarien sich aufbaut, können als solche Züge an einer Pforte gedeutet
werden, wo die Radiolarienschwärme durch starkes Fließen in das ver-
dunstende Binnenmeer hineingezogen wurden und massenhaft abstarben.
Von der Karabugaspforte wird ja auch erwähnt, daß der kräftige Ein-
strom die Fische mitreiße, welche in dem salzigen Wasser sofort ab-
stürben.
Einen Auslauf aus überfüllten Becken müssen wir erschließen
aus den allgemeinen geographischen Bedingungen der Ancylussee in der
Ostsee zur Postglazialzeit. In diese Wasserfläche mündeten die reißenden
wasserreichen Schmelzwasser des skandinavischen Eises und hoben ihren
Pariser und das Miocän des Wiener Beckens, den man bisher kaum betont
hat.
Es gibt endlich noch eine Anzahl rein geologischer, oder sagen wir
besser paläogeographischer Momente, welche bestimmte Ausgleichs-
strömungen vermuten lassen. Inder Gegenwart bestehen erstens solche
zwischen überfüllten Binnenmeeren und dem Ozean, also z. B. zwischen
dem Schwarzen Meere und dem Ägäischen Meere durch Bosporus und
Dardanellen oder zwischen Ostsee und Nordsee durch den Sund. Zweitens
haben wir derartige Strömungen zwischen dem normalen und einem
durch starke Verdunstung gesenkten Meeresspiegel, was wir ja in der
Straße von Gibraltar, am Südende des Roten Meeres oder zwischen
Kaspisee und dessen Karabugasbucht beobachten. In früheren Zeiten
dürfen wir solche Verhältnisse ebenfalls annehmen; denn an der engen
oberschlesischen Pforte des unteren Muschelkalks muß ein Einströmen
des Wassers in die flache deutsche Triassee erfolgt sein, wodurch die
Keime der marinen. Fauna weithin verbreitet wurden. An solchen Stellen
sammeln sich bekanntlich die Fische zu Zügen, was ja wir sogar mit den
Heringen im Kaiser-Wilhelms-Kanal wahrgenommen haben. Den
Fischen folgen die von ihnen zehrenden anderen Tiere, in der Jetztzeit
Vögel oder Seehunde, in jener Triaszeit Amphibien und Nothosauriden.
Daher haben die unteren Muschelkalke Oberschlesiens so viel Reptilien-
knochen und Fischreste geliefert, was sich bis nach Rüdersdorf hin be-
merkbar macht, gerade so wie heute der salzige Einstrom durch den
Sund bis Rügen reicht und bei Schonen die gewaltigen Heringsfänge
gemacht werden. — Nach der Zeit der Anhydritgruppe lag die Pforte des
deutschen Triasmeeres wohl in Süddeutschland, und deshalb sind dort
die unteren Trochitenkalke so reich an Nothosauriden. — Ähnliche Ver-
hältnisse vermute ich an mehreren Stellen des Mittelmeergebietes, als
nach der alpinen Faltung das Miocänmeer in die Salzsümpfe der Congerien-
stufe zerfiel. Die vielen Fische in dem sizilianischen Tripel, der aus
Radiolarien sich aufbaut, können als solche Züge an einer Pforte gedeutet
werden, wo die Radiolarienschwärme durch starkes Fließen in das ver-
dunstende Binnenmeer hineingezogen wurden und massenhaft abstarben.
Von der Karabugaspforte wird ja auch erwähnt, daß der kräftige Ein-
strom die Fische mitreiße, welche in dem salzigen Wasser sofort ab-
stürben.
Einen Auslauf aus überfüllten Becken müssen wir erschließen
aus den allgemeinen geographischen Bedingungen der Ancylussee in der
Ostsee zur Postglazialzeit. In diese Wasserfläche mündeten die reißenden
wasserreichen Schmelzwasser des skandinavischen Eises und hoben ihren