Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen.
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periodischen Erscheinungen des Pßanzenlebens muß erst jetzt
die Anerkennung des Prinzipes erkämpft werden, da noch heute
geltende Anschauungen über einen von der Außenwelt unab-
hängigen Rhythmus ihm entgegenstehen. Die vorliegende Dar-
stellung wird, hoffe ich, überzeugen, daß die Periodizität des
Pflanzenlebens doch, wie frühere unbefangene Beobachter an-
nahmen, „durch die Periodizität des Klimas" bestimmt ist. Wenn
es Fälle gibt, die nicht sofort dem Prinzip gemäß verstanden
werden können, die ihm sogar anscheinend widersprechen, so
soll man nicht gleich das Prinzip aufgeben, sondern sich die
Aufgabe stellen, durch genaue Untersuchungen, besonders durch
Experimente, die Sache aufzuklären. Die beliebte Methode, in
solchen Fällen „rein innere Gründe" anzunehmen, ist doch nur
ein asylum ignorantiae.
V. Das Blühen tropischer Pflanzen.
Wenn ich an dieser Stelle auf die Blütenbildung eingehe, so
kommt es mir nur darauf an, diesen Entwicklungsprozeß im Zu-
sammenhang mit dem allgemeinen Problem von der Rhythmik
des Pflanzenlebens zu behandeln. In einer verwirrenden Fülle
von Formen vollzieht sich die Blütenbildung; ganz besonders
in den tropischen Zonen. Zahlreiche Forscher haben uns Kunde
gegeben von dem gröberen bis feinsten Bau der Blüten in allen
ihren Teilen, oder sie haben die merkwürdigen Beziehungen zu
den Vermittlern der Bestäubung, dem Winde und den Insekten,
untersucht. Erst in unserer Zeit beginnt man auch den physio-
logischen Bedingungen nachzuspüren, die für die Entstehung ent-
scheidend sind, und gewisse allgemeine Regeln aufzusuchen, die
durch die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen zunächst ganz ver-
deckt sind.
Wir können von der Voraussetzung ausgehen, daß die Bildung
von Blüten auf anderen inneren Bedingungen der Zellen beruhen
muß als das Wachstum der Wurzeln, Sprosse, Blätter, das
wir hier als vegetatives bezeichnen können. Die inneren Be-
dingungen stehen, wie wir wissen, in einer Abhängigkeit von den
äußeren Faktoren. Die Erfahrung lehrt uns, daß die für die
Blütenbildung günstigen äußeren Bedingungen in der Tat ver-
schieden sind von den für das Wachstum erforderlichen. Soweit
man bisher beurteilen kann, liegt der Unterschied in einem ver-
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periodischen Erscheinungen des Pßanzenlebens muß erst jetzt
die Anerkennung des Prinzipes erkämpft werden, da noch heute
geltende Anschauungen über einen von der Außenwelt unab-
hängigen Rhythmus ihm entgegenstehen. Die vorliegende Dar-
stellung wird, hoffe ich, überzeugen, daß die Periodizität des
Pflanzenlebens doch, wie frühere unbefangene Beobachter an-
nahmen, „durch die Periodizität des Klimas" bestimmt ist. Wenn
es Fälle gibt, die nicht sofort dem Prinzip gemäß verstanden
werden können, die ihm sogar anscheinend widersprechen, so
soll man nicht gleich das Prinzip aufgeben, sondern sich die
Aufgabe stellen, durch genaue Untersuchungen, besonders durch
Experimente, die Sache aufzuklären. Die beliebte Methode, in
solchen Fällen „rein innere Gründe" anzunehmen, ist doch nur
ein asylum ignorantiae.
V. Das Blühen tropischer Pflanzen.
Wenn ich an dieser Stelle auf die Blütenbildung eingehe, so
kommt es mir nur darauf an, diesen Entwicklungsprozeß im Zu-
sammenhang mit dem allgemeinen Problem von der Rhythmik
des Pflanzenlebens zu behandeln. In einer verwirrenden Fülle
von Formen vollzieht sich die Blütenbildung; ganz besonders
in den tropischen Zonen. Zahlreiche Forscher haben uns Kunde
gegeben von dem gröberen bis feinsten Bau der Blüten in allen
ihren Teilen, oder sie haben die merkwürdigen Beziehungen zu
den Vermittlern der Bestäubung, dem Winde und den Insekten,
untersucht. Erst in unserer Zeit beginnt man auch den physio-
logischen Bedingungen nachzuspüren, die für die Entstehung ent-
scheidend sind, und gewisse allgemeine Regeln aufzusuchen, die
durch die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen zunächst ganz ver-
deckt sind.
Wir können von der Voraussetzung ausgehen, daß die Bildung
von Blüten auf anderen inneren Bedingungen der Zellen beruhen
muß als das Wachstum der Wurzeln, Sprosse, Blätter, das
wir hier als vegetatives bezeichnen können. Die inneren Be-
dingungen stehen, wie wir wissen, in einer Abhängigkeit von den
äußeren Faktoren. Die Erfahrung lehrt uns, daß die für die
Blütenbildung günstigen äußeren Bedingungen in der Tat ver-
schieden sind von den für das Wachstum erforderlichen. Soweit
man bisher beurteilen kann, liegt der Unterschied in einem ver-