10 (H. 1)
Otto Meyerhof :
diese Feststellung bestätigen. Dieser Unterschied könnte
aber darauf zu beziehen sein, daß beim Wachstum ein Teil des
Sauerstoffs in chemische Bestandteile des Bakterienleibes über-
geht, wobei pro Einheit aufgenommenen Sauerstoffs weniger
Wärme wie bei totaler Verbrennung des Nährmaterials gebildet
wird. Für einen Übergang von chemischer Energie in Struktur-
energie oder eine ähnliche hypothetische Energieform (statt in
Wärme) waren früher keinerlei Anhaltspunkte gefunden.9)
Aus methodischen Gründen ist noch die Kenntnis des
Temperaturkoeffizienten der Atmung erforderlich. Derselbe be-
trägt für 10° für Temperaturen über 29° (gemessen 29° und 38°)
2,65; für Temperaturen unter 29° (gemessen 29° und 18°) 2,95.
Allerdings bedeuten diese Zahlen den gemischten Temperatur-
koeffizienten für Atmung und Wachstum innerhalb der Versuchs-
zeit, 50 Minuten und 1 Stunde, der als Korrektur für die Experi-
mente angebracht werden muß. Der reine Temperaturkoeffizient
der Atmung ist kleiner; er ließe sich nur durch Messungen in
sehr kurzen Zeiten feststellen, wo das Wachstum nicht wesent-
lich in Betracht kommt.
V ersuche.
Die Stammkultur des Vibrio Metschnikoff wurde vom
hygienischen Institut in Heidelberg bezogen. Die Agarplatten
durch Ausstrichpräparate und hängenden Tropfen häufig auf
etwaige Verunreinigungen kontrolliert. Im Falle solche nach viel-
fachem Überimpfen auftraten, wurde neue Stammkultur bezogen.
Die Versuche in Erythrocytensuspension fanden genau in
der kürzlich für Gänseblutzellen beschriebenen Weise statt. Nur
mußte wegen des zeitlichen dauernden Anschwellens der Atmung
genau darauf acht gegeben werden, daß die parallelen Sauerstoff-
und Wärmemessungen genau gleichzeitig begonnen wurden.
Außerdem mußte das Milieu in beiden Fällen ganz genau gleich
sein. Es wurde die Bakterienemulsion in Bouillon deshalb zu
der Erythrocyten-Peptonlösung zugegeben und dann eingeteilt,
250 ccm zum Wärmeversuch benutzt (Gefäß DI, Wasserwert
24 ccm, Abkühlungskoeffizient 3,0o/o pro 1 Stunde) und je 6,0
bis 6,3 ccm in die Sauerstoffbestimmungsröhrchen gefüllt, von
denen eines sofort zur Kontrolle mit 0,1 ccm nCNK vergiftet
9) Vgl. Biochem, Zeitschr, 35, S, 256, und Pflügers Arch. 145 (1912],
Otto Meyerhof :
diese Feststellung bestätigen. Dieser Unterschied könnte
aber darauf zu beziehen sein, daß beim Wachstum ein Teil des
Sauerstoffs in chemische Bestandteile des Bakterienleibes über-
geht, wobei pro Einheit aufgenommenen Sauerstoffs weniger
Wärme wie bei totaler Verbrennung des Nährmaterials gebildet
wird. Für einen Übergang von chemischer Energie in Struktur-
energie oder eine ähnliche hypothetische Energieform (statt in
Wärme) waren früher keinerlei Anhaltspunkte gefunden.9)
Aus methodischen Gründen ist noch die Kenntnis des
Temperaturkoeffizienten der Atmung erforderlich. Derselbe be-
trägt für 10° für Temperaturen über 29° (gemessen 29° und 38°)
2,65; für Temperaturen unter 29° (gemessen 29° und 18°) 2,95.
Allerdings bedeuten diese Zahlen den gemischten Temperatur-
koeffizienten für Atmung und Wachstum innerhalb der Versuchs-
zeit, 50 Minuten und 1 Stunde, der als Korrektur für die Experi-
mente angebracht werden muß. Der reine Temperaturkoeffizient
der Atmung ist kleiner; er ließe sich nur durch Messungen in
sehr kurzen Zeiten feststellen, wo das Wachstum nicht wesent-
lich in Betracht kommt.
V ersuche.
Die Stammkultur des Vibrio Metschnikoff wurde vom
hygienischen Institut in Heidelberg bezogen. Die Agarplatten
durch Ausstrichpräparate und hängenden Tropfen häufig auf
etwaige Verunreinigungen kontrolliert. Im Falle solche nach viel-
fachem Überimpfen auftraten, wurde neue Stammkultur bezogen.
Die Versuche in Erythrocytensuspension fanden genau in
der kürzlich für Gänseblutzellen beschriebenen Weise statt. Nur
mußte wegen des zeitlichen dauernden Anschwellens der Atmung
genau darauf acht gegeben werden, daß die parallelen Sauerstoff-
und Wärmemessungen genau gleichzeitig begonnen wurden.
Außerdem mußte das Milieu in beiden Fällen ganz genau gleich
sein. Es wurde die Bakterienemulsion in Bouillon deshalb zu
der Erythrocyten-Peptonlösung zugegeben und dann eingeteilt,
250 ccm zum Wärmeversuch benutzt (Gefäß DI, Wasserwert
24 ccm, Abkühlungskoeffizient 3,0o/o pro 1 Stunde) und je 6,0
bis 6,3 ccm in die Sauerstoffbestimmungsröhrchen gefüllt, von
denen eines sofort zur Kontrolle mit 0,1 ccm nCNK vergiftet
9) Vgl. Biochem, Zeitschr, 35, S, 256, und Pflügers Arch. 145 (1912],