Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

4 (B. 1) B. Haller: Die Intelligenzsphären (Globuli) des Molluskengehirns.
schichte und eine feinfaserige Markmasse, aus der die Ver-
bindungsstränge zu anderen Zentren des Gehirnes entstehen,
und nur bei den beginnenden Globuli führt die Zellschichte
auch solche Ganglienzellen, die höher entfalteten Globuli fehlen
und den peripheren Fasern zum Ursprung dienen.
Auch unter den Pulmonaten zeigen sich verschiedene
Grade der höchsten Entfaltung der paarigen Globuli. Den
niedrigsten Zustand weist Helix auf, einen höheren Arion und
den höchsten Limax, der dem von Oncididen gleichkommt.
Auffallend ist es, daß die hochorganisierten Cephalopoden
gar keine Globuli besitzen. Während das Fehlen der Globuli
bei Nautilus auf den niederen Chitonzustand sich bezieht, er-
klärt sich jenes der Dibranchen aus der mächtigen Entfaltung
der Sehorgane, welche eine höhere globuläre Tätigkeit über-
flüssig machen. Gleiche Fälle finden sich ja unter den Arthro-
poden (Libellen) und bei den Chordaten, hier bezüglich der
Großhirnrinde, wo diese dadurch mehr (Ganoid- und Knochen-
fische) oder weniger (Vögel) in ihrer Entfaltung gehemmt wird.
Freilieh entfaltet sich bei den dibranchen Cephalopoden
eine immense Sehrinde teils als Retinaganglion, teils als der
größte Teil des oberen Schlundganglions.
Die höhere Entfaltung der Globuli überall, wo sie im Tier-
reiche Vorkommen, steht im Zusammenhang mit höheren Er-
forderungen der Intelligenz, doch ist das Staatenleben nicht der
einzige Grund dafür, da auch andere Faktoren Gleiches be-
dingen. Durch ihre Entfaltung wird das schon vom primären
Reflex beherrschte niedrige Nervensystem zu höherer physio-
logischer Tätigkeit befähigt und übertrifft hierin auch die ein-
fachen Urhirne.
Seßhafte Lebensweise hemmt die Globularentfaltung, in-
dessen Parasitismus selbst in beginnenden Stadien eine Rück-
bildung derselben hervorruft.


C. F. Wintersche Buchdruckerei.