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Erb, Wilhelm Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 4. Abhandlung): Die beginnende Klärung unserer Anschauungen über den Begriff der Metasyphilis des Nervensystems — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37627#0003
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An der gewaltigen Entwicklung, welche alle Zweige unseres
medizinischen Wissens und Könnens seit der Mitte des vorigen
Jahrhunderts erfahren haben, hat auch die Lehre von den Nerven-
krankheiten — die gesamte Nervenpathologie —ganz hervor-
ragenden Anteil genommen. Klinische und pathologisch-anato-
mische Tatsachen sind auf ihrem Gebiete durch angestrengte und
vielseitige Arbeit in staunenswerter Fülle gesammelt worden.
Mit besonderer Aufmerksamkeit wurde in den letzten Jahr-
zehnten die Ätiologie der Nervenkrankheiten verfolgt. Man er-
forschte die in der Natur der Individuen gegebenen, sog. endo-
genen, von den Vorfahren übertragenen oder schon vor der Geburt
erworbenen Krankheitsursachen sowohl wie die sog. exogenen,
den Körper von außen bedrohenden oder im Verlauf des Lebens
unvermeidlichen Schädlichkeiten mit besonderem Eifer.
Und da war es eine Tatsache, die sich als besonders wichtig
und weittragend erwies, die, daß die eine der großen, chronischen
Volksseuchen, die am Marke der Nationen zehren, die Syphilis,
in ihren späteren Stadien von einem höchst deletären Einfluß
gerade auf das Nervensystem ist; sie zieht dasselbe in großer
Häufigkeit und den mannigfachsten Formen in Mitleidenschaft.
Ganz besonders sind es zwei überaus wichtige, schwere und
vielstudierte Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die
von der Lues herrühren: die eine, sich vorwiegend am Rücken-
mark abspielende, die Tabes, und die andere, vorwiegend das
Gehirn befallende, die progressive Paralyse. Beide von schwer-
wiegender Bedeutung für die Individuen selbst, aber auch für den
sozialen Organismus, dem sie angehören.
Es ist noch nicht allzulange her, es war etwa in der Mitte des
vorigen Jahrhunderts, daß einzelne Ärzte den schüchternen Ver-
such wagten, die Syphilis für die progressive Paralyse und bald
auch für die Tabes verantwortlich zu machen. Zunächst unter
allgemeinem Widerspruch!
Erst in den 70er Jahren wurde für die beiden Krankheiten
mit größerer Energie und mit einer zunehmenden Fülle von be-
 
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