20 (B. 4)
W. Erb:
chäten, fern von den Gefäßen, „hinter einer Art von Schutz-
wall der Meningen und der Glia“ sein möchte, welche das Heran-
kommen der Medikamente an die Spirochäten verhindert und so
die Heilungsversuche illusorisch macht. Diese Dinge sind jedoch
noch nicht in eine recht greifbare Form gebracht.
Neuere Experimente über die sehr verschiedene Permea-
bilität der Meningen für gewisse Medikamente (z. B. Jodkali,
Hg-Präparate, Arsenik) geben diesen Anschauungen eine gewisse
Grundlage; ebenso die Lagerung der Spirochäten im Gewebe,
entfernt von den Gefäßen, auf die Noguchi schon hinwies.
Das scheint aber alles nicht gerade sehr plausibel, und es
bleibt zu hoffen, daß die Histopathologie allmählich bessere Auf-
schlüsse über diese Verhältnisse bedingt, sie begründet oder
widerlegt.
8. Warum sind die histopathologischen Veränderun-
gen bei der Tabes und der Paralyse so verschieden?
Das ist eine sehr große und schwierige Frage, die ein spezielles
Eingehen auf schwierige histo-pathologische Verhältnisse erfordern
würde, für das mir die Kompetenz und der Raum fehlen.
Es können nur skizzenhafte Andeutungen darüber gegeben
werden.
Zweierlei histologische Veränderungen sind es, die
man bei beiden Erkrankungen, aber in sehr verschiedener Mischung
und Intensität antrifft:
einerseits die einfache degenerative Atrophie der ner-
vösen Elemente, der „Elements nobles“ der Franzosen: der
Ganglienzellen und ihrer Fortsätze und der Nervenfasern auf
weite Strecken hin; sie treten besonders bei der Tabes in den
Vordergrund und sind hier stets am deutlichsten nachweisbar;
sie imponieren als reine degenerative Atrophie, die geradeso aus-
sieht, wie die sekundäre Degeneration bei Nervendurchschnei-
dung oder sonst einer Leitungsunterbrechung. Es ist auch heute
noch nicht mit Sicherheit entschieden, ob sie bei der Tabes als
primäre (etwa durch elektiv-toxische Einwirkung entstandene)
oder als sekundäre (durch gewisse Vorgänge an den Spinal-
ganglien oder an bestimmten Stellen der Nervenwurzeln ausge-
löste) Degenerationen aufzufassen sind.
Daneben findet sich ja in der Regel auch Gliawucherung,
Verdickung und Sklerosierung, die man wohl auch ihrerseits im
W. Erb:
chäten, fern von den Gefäßen, „hinter einer Art von Schutz-
wall der Meningen und der Glia“ sein möchte, welche das Heran-
kommen der Medikamente an die Spirochäten verhindert und so
die Heilungsversuche illusorisch macht. Diese Dinge sind jedoch
noch nicht in eine recht greifbare Form gebracht.
Neuere Experimente über die sehr verschiedene Permea-
bilität der Meningen für gewisse Medikamente (z. B. Jodkali,
Hg-Präparate, Arsenik) geben diesen Anschauungen eine gewisse
Grundlage; ebenso die Lagerung der Spirochäten im Gewebe,
entfernt von den Gefäßen, auf die Noguchi schon hinwies.
Das scheint aber alles nicht gerade sehr plausibel, und es
bleibt zu hoffen, daß die Histopathologie allmählich bessere Auf-
schlüsse über diese Verhältnisse bedingt, sie begründet oder
widerlegt.
8. Warum sind die histopathologischen Veränderun-
gen bei der Tabes und der Paralyse so verschieden?
Das ist eine sehr große und schwierige Frage, die ein spezielles
Eingehen auf schwierige histo-pathologische Verhältnisse erfordern
würde, für das mir die Kompetenz und der Raum fehlen.
Es können nur skizzenhafte Andeutungen darüber gegeben
werden.
Zweierlei histologische Veränderungen sind es, die
man bei beiden Erkrankungen, aber in sehr verschiedener Mischung
und Intensität antrifft:
einerseits die einfache degenerative Atrophie der ner-
vösen Elemente, der „Elements nobles“ der Franzosen: der
Ganglienzellen und ihrer Fortsätze und der Nervenfasern auf
weite Strecken hin; sie treten besonders bei der Tabes in den
Vordergrund und sind hier stets am deutlichsten nachweisbar;
sie imponieren als reine degenerative Atrophie, die geradeso aus-
sieht, wie die sekundäre Degeneration bei Nervendurchschnei-
dung oder sonst einer Leitungsunterbrechung. Es ist auch heute
noch nicht mit Sicherheit entschieden, ob sie bei der Tabes als
primäre (etwa durch elektiv-toxische Einwirkung entstandene)
oder als sekundäre (durch gewisse Vorgänge an den Spinal-
ganglien oder an bestimmten Stellen der Nervenwurzeln ausge-
löste) Degenerationen aufzufassen sind.
Daneben findet sich ja in der Regel auch Gliawucherung,
Verdickung und Sklerosierung, die man wohl auch ihrerseits im