Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen. (B. 5.) 27
die Bedingungen des Blühens für jede Pflanze herauszufinden, und
das ist durchaus nicht eine so einfache Sache.
Wir wissen schon, daß Sempervivum ein ausgezeichnetes
Beispiel ist für die weitgehende Wirkung der Außenwelt auf die
Entwicklung. Seit 10 Jahren beschäftige ich mich mit der Pflanze,
aber bis vor kurzem war es unmöglich, die Blütezeit wesentlich zu
verändern. Mit einer erstaunlichen Regelmäßigkeit entstehen bei
S. Funkii in den verschiedenen Jahren die mikroskopischen An-
lagen der Blüten Ende April bis Anfang Mai, die Blüte selbst
fällt in den Juni. Wohl konnte man durch niedere Temperatur
die Blütezeit auf spätere Monate verschieben, aber niemals ge-
lang es, Blüten im Winter zu erzeugen, obwohl die blühreifen
Rosetten bereits im Herbst alle nötigen organischen Stoffe aufge-
speichert enthalten.
Alle noch so mannigfach variierten Versuche führten im Winter
zu dem entgegengesetzten Resultat,'die Rosetten verloren ihren
blühreifen Zustand und blühten im folgenden Sommer überhaupt
nicht. Schließlich gelang in neuester Zeit doch der Versuch mit
Hilfe einer kontinuierlichen elektrischen Bestrahlung.
W enige Tage genügen, um die blühreife Rosette nach ca. 3 Wochen
mitten im Winter zur Blüte zu bringen; sie entfaltet ihre Blüten in
demselben warmen und feuchten Gewächshaus, in welchem die nicht
bestrahlten, blühreifen Rosetten niemals blühen, vielmehr wieder
vegetativ werden. In der freien Natur wird sehr wahrscheinlich die
Blütezeit dadurch bestimmt, daß von der Tag- und Nachtgleiche
(21. März) ab die Länge des Tages zunimmt, die von einer gewissen
Dauer ab die Anlagen der Blüte veranlaßt. Das Licht wirkt wohl
nicht als ernährender Faktor, sondern mehr katalytisch.
Zu den zeitlich gebundenen Vorgängen gehört auch die
Ruheperiode der Pflanzen, über deren Auffassung noch ein sehr
lebhafter Streit herrscht.
7. Die Ruheperiode.
Wir müssen ausgehen von der unbestreitbaren Tatsache, daß
bei gewissen Pflanzen der Wechsel von Wachstum und Ruhe im
notwendigen Zusammenhänge mit dem Wechsel des Klimas steht.
Es gibt bei uns zahlreiche perennierende Stauden, die nur des-
halb in unserem Winter ruhen, weil die niedere Temperatur das
Wachstum hemmt. Wir können sie zu jeder Zeit des Winters
durch Erhöhung der Temperatur zum Wachstum bringen (Klebs,
die Bedingungen des Blühens für jede Pflanze herauszufinden, und
das ist durchaus nicht eine so einfache Sache.
Wir wissen schon, daß Sempervivum ein ausgezeichnetes
Beispiel ist für die weitgehende Wirkung der Außenwelt auf die
Entwicklung. Seit 10 Jahren beschäftige ich mich mit der Pflanze,
aber bis vor kurzem war es unmöglich, die Blütezeit wesentlich zu
verändern. Mit einer erstaunlichen Regelmäßigkeit entstehen bei
S. Funkii in den verschiedenen Jahren die mikroskopischen An-
lagen der Blüten Ende April bis Anfang Mai, die Blüte selbst
fällt in den Juni. Wohl konnte man durch niedere Temperatur
die Blütezeit auf spätere Monate verschieben, aber niemals ge-
lang es, Blüten im Winter zu erzeugen, obwohl die blühreifen
Rosetten bereits im Herbst alle nötigen organischen Stoffe aufge-
speichert enthalten.
Alle noch so mannigfach variierten Versuche führten im Winter
zu dem entgegengesetzten Resultat,'die Rosetten verloren ihren
blühreifen Zustand und blühten im folgenden Sommer überhaupt
nicht. Schließlich gelang in neuester Zeit doch der Versuch mit
Hilfe einer kontinuierlichen elektrischen Bestrahlung.
W enige Tage genügen, um die blühreife Rosette nach ca. 3 Wochen
mitten im Winter zur Blüte zu bringen; sie entfaltet ihre Blüten in
demselben warmen und feuchten Gewächshaus, in welchem die nicht
bestrahlten, blühreifen Rosetten niemals blühen, vielmehr wieder
vegetativ werden. In der freien Natur wird sehr wahrscheinlich die
Blütezeit dadurch bestimmt, daß von der Tag- und Nachtgleiche
(21. März) ab die Länge des Tages zunimmt, die von einer gewissen
Dauer ab die Anlagen der Blüte veranlaßt. Das Licht wirkt wohl
nicht als ernährender Faktor, sondern mehr katalytisch.
Zu den zeitlich gebundenen Vorgängen gehört auch die
Ruheperiode der Pflanzen, über deren Auffassung noch ein sehr
lebhafter Streit herrscht.
7. Die Ruheperiode.
Wir müssen ausgehen von der unbestreitbaren Tatsache, daß
bei gewissen Pflanzen der Wechsel von Wachstum und Ruhe im
notwendigen Zusammenhänge mit dem Wechsel des Klimas steht.
Es gibt bei uns zahlreiche perennierende Stauden, die nur des-
halb in unserem Winter ruhen, weil die niedere Temperatur das
Wachstum hemmt. Wir können sie zu jeder Zeit des Winters
durch Erhöhung der Temperatur zum Wachstum bringen (Klebs,