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Gerwerzhagen, Adolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1914, 6. Abhandlung): Zur Organisation der Heteropoden: über Gefäßystem, Leibeshöhle und Niere der Pterotracheen — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.34098#0014
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14 (B. 6)

Adolf Gerwerzhagen:

wieder ins Herz gelangt, wie man bei Karmin und Tuscheinjek-
tionen aufs schönste beobachten kann. Der größte Teil des
Blutes durchfließt jedoch die Kiemen in streng ge-
schlossenen Bahnen und gesetzmäßiger Richtung.
Es fehlt den Pterotracheen keineswegs ein regelmäßiger
Kiemenkreislauf, wie LEUCKART meint, wenn er schreibt, es handle
sich um eine bloße Fluktuation des Blutes in ein und demselben
Gefäß.
Der Gaswechsel vollzieht sich bei Pterotracheen normaler-
weise wohl sicher hauptsächlich in den Kiemen. Die Tatsache,
daß Individuen mit abgerissenen Kiemenfäden anscheinend un-
gestört weiterleben, beweist nur, daß im Notfall auch an anderer
Stelle, vor allem in der Ruderflosse, der Gasaustausch vor sich
gehen kann.
Es ist leicht nachzuweisen, daß die treibende Kraft für diesen
Teil des Blutkreislaufs einfach die Saugwirkung von Atrium und
Ventrikel ist. Bei vitaler Injektion schließt sich, wie schon an
anderer Stelle erwähnt, die Spalte in der Membran zwischen
Körperhöhle und Perinuclearsinus für geraume Zeit, während
das Herz ruhig weiter pulsiert. Bei jedem Herzschlag sieht man
dann die Kiemenfäden kollabieren, was sich so erklärt: Bei der
Ausbildung der Diastole des Atriums saugt dieses Blut aus den
abführenden Kiemengängen auf. Normalerweise würde aus dem
Perinuclearsinus Blut nachfließen; da aber in diesem Falle das
Blut der Körperhöhle sich staut und aus dem Nucleus weniger
Blut abfließt, als das Herz in die Arterien preßt, so werden die
Kiemen leer gepumpt und kollabieren infolgedessen bei jedem
Herzschlage.
Auf Bau und Funktion des Herzens möchte ich nicht näher
eingehen, zumal ich mich da im wesentlichen RvwoscH (1905)
anschließe. Ich glaube allerdings, daß das Atrium in wirksamerer
Weise tätig ist, als dieser Autor sich das vorstellt. RvwoscH be-
hauptet in Übereinstimmung mit den älteren Autoren, daß die
Wand des Atriums zahlreiche Substanzlücken aufweise. Infolge-
dessen müßte bei der Systole des Atriums das Blut statt in den
Ventrikel zum Teil ins Pericard gepreßt werden und umgekehrt
bei der Ausbildung der Diastole Blut aus dem Pericard ins Atrium
übertreten.
An Schnittserien habe ich mich aber von der Anwesenheit
solcher Substanzlücken nicht überzeugen können. Auch bei In-
 
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