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Buddenbrock, Wolfgang von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1915, 1. Abhandlung): Über das Vorhandensein des Lichtrückenreflexes bei Insekten sowie bei dem Krebse Branchipus grubei — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34099#0013
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Lichtrückenreflex bei Insekten und Branchipus grubei. (B. 1) 7
einer rasch erstarrenden Leimmasse (Syndeticon) mrt der Rück-
seite ihres Thorax angeklebt, so zwar, daß die Längsachse ihres
Leibes der Hauptachse gleichgerichtet ist. Die beiden anderen
Querachsen dienen zur Ausbalancierung des Tierkörpers. Auf
eine jcde wird eine kleine Plastillinkugel (P) aufgesetzt, und diese
Kugeln werden so lange auf den Querachsen verschoben, bis der
Schwerpunkt des ganzen, um dieLager drehbarenSystems (Haupt-
achse Querachse Fliege Q- Plastillinkugeln) genau in die
ideale Achse fällt, welche die beiden Lager verbindet. Es läßt
sich dies praktisch hinreichend genau ausführen. Mit Hilfe dieser
Anordnung ist nun das folgende Experiment leicht anzustellen:
Der Apparat wird so gedreht, daß die Fliege sich seitlich der
Hauptachse befindet (s. Fig. ib), das Licht (L. str.) fällt von oben
ein. Gesetzt nun, daß die Fliege in ihren Bewegungen irgendwie
durch die Richtung der Lichtstrahlen beeinflußt wird, wie wir
dies bei den Larven oder bei sahen, so wäre zu erwarten,
daß sie solange Steuerbewegungen mit den Fiügeln ausführt, bis
sie unter die Hauptachse zu liegen kommt und das Licht ihre
Rückseite trifft. Das Gewicht ihres Leibes, das hierbei hindernd
wirken könnte, wird durch den Apparat völlig aufgeboben, die
Drehung erfolgt also widerstandslos. Voraussetzung bei alledem
ist natürlich, daß die Fliege sich in dieser ihr auferzwungenen
Lage überhaupt zu Flugbewegungen anschickt; diese ist aber
vollkommen crfüllt, denn fast alle Individuen schwirren kräftig
und anhaltend.
Der Versuch fällt stets negativ aus. Entweder bleibt die Fliege
trotz stärksten Schwirrens dauernd in ihrer seitlichen Lage (siehe
Fig. 'ib) stehen, oder aber, wenn Drehbewegungen auftreten, er-
geben sie keinerlei Eeziehungen zur Richtung der Lichtstrahlen.
Da ich außerstande bin, einen Fehler in dieser Versuchsanordnung
zu entdecken, ziehe ich hieraus den Schluß, daß bei der unter-
suchten Fliegenart die Richtung der Lichtstrahlen
keinen Einfluß auf die Lage des Tieres beim Fluge hat,
ein Lichtrückenreflex also fehlt.
Meine Versuche sind bier, soweit die Insekten m Frage kom-
mcn, zu Endo; Hymenopteren und Libellen vermochLc ich in dem
angegebenen Apparate nicht recht zum Fiiegen zu bringen.
 
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