Julius Arnold in seinen Arbeiten.
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formen und bildet einen Grundpfeiler der darwinistischen Mor-
phologie, unter deren Bann die Biologie der letzten 50 Jahre ge-
standen hat. Welche Einwände nun in neuerer Zeit gegen das
biogenetische Grundgesetz wenigstens in seiner alten Fassung
auch erhoben werden mögen, sicher ist es für die Erklärung der
Mißbildungen höchst fruchtbar geworden, und zwar nicht erst
durch HAECKEL, sondern schon in MECKELS Händen, der eine
systematische Darstellung der Mißbildungen auf der Grundlage
gegeben hat, daß eben durch ein Stehenbleiben auf früheren Bil-
dungsstufen Mißbildungen im Sinne der Hemmungsbildungen ent-
stehen sollen. Das biogenetische Grundgesetz entspringt dem Be-
streben, die Ontogenese durch Ergänzung mit der Phylogenese
historisch zu erklären als ein letztes Glied einer unendlich langen
Entwicklungskette, die so alt ist wie das Leben auf unserem Plane-
ten überhaupt (0. HERTWiG). Es ist zuzugeben, daß zur natur-
wissenschaftlichen Erklärungsweise eine historisch-philosophische
hinzutritt, sobald wir einen Einblick in die Verhältnisse der heute
lebenden Glieder der Entwicklungskette zu den vorausgegangenen
gewinnen wollen (HERTWiG). Wie man nun auch über das bio-
genetische Grundgesetz denken mag, für die Erklärung und Deu-
tung der Herzmißbildung bietet es überraschende Stützen und wird
seinerseits von diesen Hemmungsbildungen wieder beleuchtet.
Jedenfalls hat die Pathologie keine Ursache, den Satz zu unter-
schreiben: Amamus monstra in hortis, horremus in animalibus.
Offenbar entstammt der alte Satz einem gewissen Stolz, der die
Krone der Schöpfung (Mensch und Tier) nicht gern antasten oder
in minderem Glanze erscheinen lassen mag, und der es der Natur
verübelt, wenn sie bei der Erschaffung des Menschen Pfusch-
arbeit leistet.
Halb zu den Geschwülsten und halb zu den Mißbildungen
gehören die sogen. Teratome, die Mischgeschwülste. Ihnen hat
ARNOLD mehrere Untersuchungen gewidmet. Ein solches Teratom
in der Stirngegend, das sich aus Fettgewebe, Knorpel, Knochen,
Mark und Bindegewebe zusammensetzt, einen Anteil innerhalb
des Schädels, einen außerhalb desselben, beide mit einem Stiel
verbunden, besitzt, gibt ihm Anlaß, den Zeitpunkt zu bestimmen,
in dem die Geschwulst entstanden und in den häutigen Schädel
eingebrochen sein kann. Er verlegt ihn in den vierten Embryonal-
monat, da der Balken, der in diesem Falle fehlte, sich in diesem
Monat erst bildet; was zur Annahme berechtigt, daß seine Aus-
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formen und bildet einen Grundpfeiler der darwinistischen Mor-
phologie, unter deren Bann die Biologie der letzten 50 Jahre ge-
standen hat. Welche Einwände nun in neuerer Zeit gegen das
biogenetische Grundgesetz wenigstens in seiner alten Fassung
auch erhoben werden mögen, sicher ist es für die Erklärung der
Mißbildungen höchst fruchtbar geworden, und zwar nicht erst
durch HAECKEL, sondern schon in MECKELS Händen, der eine
systematische Darstellung der Mißbildungen auf der Grundlage
gegeben hat, daß eben durch ein Stehenbleiben auf früheren Bil-
dungsstufen Mißbildungen im Sinne der Hemmungsbildungen ent-
stehen sollen. Das biogenetische Grundgesetz entspringt dem Be-
streben, die Ontogenese durch Ergänzung mit der Phylogenese
historisch zu erklären als ein letztes Glied einer unendlich langen
Entwicklungskette, die so alt ist wie das Leben auf unserem Plane-
ten überhaupt (0. HERTWiG). Es ist zuzugeben, daß zur natur-
wissenschaftlichen Erklärungsweise eine historisch-philosophische
hinzutritt, sobald wir einen Einblick in die Verhältnisse der heute
lebenden Glieder der Entwicklungskette zu den vorausgegangenen
gewinnen wollen (HERTWiG). Wie man nun auch über das bio-
genetische Grundgesetz denken mag, für die Erklärung und Deu-
tung der Herzmißbildung bietet es überraschende Stützen und wird
seinerseits von diesen Hemmungsbildungen wieder beleuchtet.
Jedenfalls hat die Pathologie keine Ursache, den Satz zu unter-
schreiben: Amamus monstra in hortis, horremus in animalibus.
Offenbar entstammt der alte Satz einem gewissen Stolz, der die
Krone der Schöpfung (Mensch und Tier) nicht gern antasten oder
in minderem Glanze erscheinen lassen mag, und der es der Natur
verübelt, wenn sie bei der Erschaffung des Menschen Pfusch-
arbeit leistet.
Halb zu den Geschwülsten und halb zu den Mißbildungen
gehören die sogen. Teratome, die Mischgeschwülste. Ihnen hat
ARNOLD mehrere Untersuchungen gewidmet. Ein solches Teratom
in der Stirngegend, das sich aus Fettgewebe, Knorpel, Knochen,
Mark und Bindegewebe zusammensetzt, einen Anteil innerhalb
des Schädels, einen außerhalb desselben, beide mit einem Stiel
verbunden, besitzt, gibt ihm Anlaß, den Zeitpunkt zu bestimmen,
in dem die Geschwulst entstanden und in den häutigen Schädel
eingebrochen sein kann. Er verlegt ihn in den vierten Embryonal-
monat, da der Balken, der in diesem Falle fehlte, sich in diesem
Monat erst bildet; was zur Annahme berechtigt, daß seine Aus-