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Ernst, Paul; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 5. Abhandlung): Julius Arnold in seinen Arbeiten: Vortrag ... — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34600#0011
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Julius Arnold in seinen Arbeiten.

(B. 5) 11

Erklärung der Blutverlangsamung und Stase schuldig blieb. 1829
schlug ÄNDRAL vor, den Entzündungsbegriff ganz fallen zu lassen,
denn er gleiche einer alten Münze, die durch langen Gebrauch ihr
Gepräge verloren habe, daher außer Kurs zu setzen sei. Bei anderen
war der Entzündungsbegriff verpönt, weil eine Einigung über seine
Definition aussichtslos, weil er zu allgemein und unbestimmt war
und Momente einführte, die sich nicht aus der Beobachtung er-
gaben, sondern aus Analogieschlüssen gewonnen waren.
Indessen wurde die Entzündungslehre neu belebt durch
v. BECKLiNGHAUSENs Entdeckung der Wanderzellen in den
Geweben (1863), und CoHNHEiMS Wiederentdeckung der Auswan-
derung weißer Blutzellen aus den Gefäßen (1869) in die Gewebe,
worin sie dann eben wandern. Als dritter im Bunde darf hier
ARNOLD genannt werden, der zuerst bei Diapedesis, dem Durch-
tritt roter Blutkörper, und bei Emigration, der Durchwanderung
weißer Blutzellen durch Injektion stark verdünnter Silbernitrat-
lösung eine feine durch reduziertes Silber geschwärzte Kittleisten-
zeichnung als Grenzlinie zwischen den Gefäßwandzellen naMiwies
und in den Linien Poren verschiedener Weite, kleine Stigmata,
größere Stomata, die gleichsam die Forderungen der Porositäts-
theorie verwirklichen. Die an normalen Capillaren vorhandenen
Stigmata werden durch erhöhten Druck zu Stomata erweitert,
wodurch der Axenstrom abgelenkt wird und die roten Blut-
körper an die Wand zu den Öffnungen hinführt, die auch den
Leukocyten bei der Emigration den Durchtritt gewähren. Die
präformierten Stigmata vermitteln die Verbindung zwischen
Blut- und Lymphsystem, was durch Injektion von Gummi und
Berlinerblau oder Zinnoberleim bewiesen wird. Diese Versuche
eröffnen Ausblicke auf die Saftbahnen, die Wurzeln des Lymph-
systems. Die Kittsubstanz zwischen den Zellen hat demnach
Bedeutung für die Ernährung der Gewebe vom Blut aus. Von
den Injektionen kommt ARNOLD auf die Infusionen von indig-
schwefelsaurem Natron, wie sie CHRzoNsczcEWSKY, KÜHNE und
HEiDENHAiN geübt hatten, oder körniger Farbstoffe wie Zinnober
und Tusche. Die Farbstoffe treten zwischen Epithel- und Endothel-
zellen durch und stellen dieselben Kittleistenzeichnungen dar, wie
die Versilberung, und füllen dann das Saftkanalsystem um die
Gefäße und im Bindegewebe und endlich die Lymphgefäße. Schon
hier zeigt sich ARNOLDS unermüdliches Streben, nicht eine Methode
allein entscheiden zu lassen, sondern sie durch andere zu prüfen.
 
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