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Ernst, Paul; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 5. Abhandlung): Julius Arnold in seinen Arbeiten: Vortrag ... — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34600#0012
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12 (B. 5)

P. ERNST:

Er bekommt dieselben Bilder durch Infusionen von Ferrocyanka-
lium und Eintauchen des Objektes in Eisenchlorid, wobei Berliner-
blau entsteht, oder durch Infusionen löslicher Stärke und Ein-
tauchen des Objektes in Jodlösung, endlich durch Tuscheaufschwem-
mung in Kochsalzlösung. Nach der Aufklärung der Saftbahnen
des Bindegewebes nimmt er mit denselben Methoden die wichtig-
sten Gewebe durch, Muskel, Knochen und Knorpel, Drüsen, Nieren.
Im Muskel findet die Abscheidung zwischen den Muskelsäulchen
und in diesen zwischen den einzelnen Fibrillen statt, an den Kern-
polen, zwischen den Querstreifen, überall da wohin wir heute das
Sarkoplasma verlegen.- ARNOLD bezieht die Lagerung auf Saft-
bewegung und Ernährung in der interfibrillären Substanz. Auch
zwischen glatten Muskelfasern werden Ernährungsbahnen durch
Versilberung (His), Vergoldung und Farbstoffabscheidung (AR-
NOLD) dargestellt. Im Knochen füllten sich die feinen Kanälchen
mit Farbstoff und ergaben Bilder, wie man sie heute mit Thio-
ninfärbungen (nach ScHMORL) nicht schöner erhält. Es ergaben
sich weitgehende Analogien zwischen Knochen und Bindegewebe
und wichtige Anschauungen über den Stoffaustausch zwischen
Gefäßen und Geweben, über die Verbreitung des Parenchymsaftes.
Die allerzierlichsten Bilder ergab der Knorpel, mit feiner radiärer
Streifung der Knorpelzellenkapseln, die sich in die Intercellular-
substanz fortsetzte, oft nach innen in ein pericelluläres Netz über-
ging, ja sogar mit intracellularen Fäden und Netzen zusammen-
hing, was eine Vorstellung über die Ernährungswege des gefäßlosen
Knorpelgewebes ermöglichte und die Ansicht, über den verbor-
genen faserartigen Bau der scheinbar homogenen Grundsubstanz
bestätigte. Wie sich der Knorpel ohne Blutgefäße ernähren kann,
war zu allen Zeiten ein fesselndes Problem gewesen. Auch für
die Drüsen wurde diese Untersuchung zum Nachweis der feinsten
Lymphspalten durchgeführt und besonders wichtige Ergebnisse
wurden an der Niere erzielt unter normalen Verhältnissen und bei
Unterbindung einzelner Arterienäste, deren Bezirke dann von
Farbstoffausscheidung freiblieben.
Wir sind mit ARNOLD von der Entzündung ausgegangen
und zum Saftspaltensystem gekommen, das für die entzünd-
lichen Ausschwitzungen die Ableitungswege darbietet. Aber dabei
geschieht nichts, was nicht im völlig gesunden Gewebe auch ge-
schähe, das alle Stoffe, die es nicht selber irgendwie brauchen kann,
an das lymphatische Abfuhrsystem abgibt. Nur steigert sich alles
 
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