18 (B. 5)
P. ERNST:
indem durch bestimmte Gifte besondere Zellengattungen auf den
Plan gelockt werden und den Bezirk eindämmen und abgrenzen.
Wie Sie aus einem der Vorträge der Akademie gehört haben, ge-
bührt unserem Altmeister LEBER das Verdienst, die Wirkungen
der Chemotaxis, deren Kenntnis wir von den Botanikern über-
nommen, bei der Entzündung richtig gewürdigt und geradezu als
zweckmäßiges Abwehrmittel erkannt zu haben. Von diesem
Gesichtspunkt aus ist die Tuberkulose keine kurze heftige Schlacht,
sondern eine lange Belagerung. Und zur Bildung des Zernierungs-
gürtels werden doch besondere Zellen, METSCHNiKOFFs Makro-
phagen, mobil gemacht, deren Aufgebot den Tuberkel darstellt.
Als das gröbste Geschütz gegen den hartnäckigen Gegner werden
jene Riesenzellen aufgefahren, die von jeher als Wahrzeichen des
Tuberkels galten. Wir sind also von ARNOLD aus wieder zu einer
Anerkennung der Leistungen besonderer Elemente gelangt, reihen
aber wie er den Tuberkel zu den spezifischen Entzündungen ein.
Jeder schädliche Reiz, der den Organismus trifft, sei er belebt
oder unbelebt, wirke er physikalisch oder chemisch, wird zunächst
die Zellen der Gewebe schädigen und dann die Entzündung aus-
lösen als Versuch den Schädling zu überwältigen und unschädlich
zu machen. Diese Schädigungen und Entartungen, diese regres-
siven Metamorphosen und Degenerationen bis hin zur
Nekrose bilden von jeher eines der anziehendsten fesselndsten
Kapitel der allgemeinen Pathologie. Hierher gehören ARNOLDS
Untersuchungen über Staubinhalation und Staubmetastase und
über die Geschicke des eingeatmeten Metallstaubes im Körper.
Es sind 3 Gründe, die zahlreiche Forscher immer wieder zu diesem
Stoff hingezogen haben, 1. die Frage wie wir durch verstäubte
Stoffe unserer Umwelt gefährdet werden, 2. der Wunsch die ana-
tomischen Bahnen und Wege dieser Stoffe kennen zu lernen und
3. die Überlegung, daß, wohin unbelebte Körperchen hin gelangen
können, wohl auch belebte kleinste Wesen Zutritt haben werden,
also kurz: ein Seitenblick auf die Infektionslehre. Zu den Inhala-
tionsversuchen wurden Ruß, Ultramarin, Smirgel, Sandsteinstaub
gewählt mit Rücksicht auf die Gefährdung gewisser Berufe durch
diese Staubarten. Zahlreiche Fragen tauchen auf und über-
stürzen sich fast. Die Bahnen des Staubes, die Mittel der Weiter-
beförderung, der Abtransport nach außen durch die Staubzellen,
nach innen die Abfuhr durch die Lymphwege nach den Bronchial-
drüsen, der Einfluß des Staubes auf die Lunge, die Beziehung des
P. ERNST:
indem durch bestimmte Gifte besondere Zellengattungen auf den
Plan gelockt werden und den Bezirk eindämmen und abgrenzen.
Wie Sie aus einem der Vorträge der Akademie gehört haben, ge-
bührt unserem Altmeister LEBER das Verdienst, die Wirkungen
der Chemotaxis, deren Kenntnis wir von den Botanikern über-
nommen, bei der Entzündung richtig gewürdigt und geradezu als
zweckmäßiges Abwehrmittel erkannt zu haben. Von diesem
Gesichtspunkt aus ist die Tuberkulose keine kurze heftige Schlacht,
sondern eine lange Belagerung. Und zur Bildung des Zernierungs-
gürtels werden doch besondere Zellen, METSCHNiKOFFs Makro-
phagen, mobil gemacht, deren Aufgebot den Tuberkel darstellt.
Als das gröbste Geschütz gegen den hartnäckigen Gegner werden
jene Riesenzellen aufgefahren, die von jeher als Wahrzeichen des
Tuberkels galten. Wir sind also von ARNOLD aus wieder zu einer
Anerkennung der Leistungen besonderer Elemente gelangt, reihen
aber wie er den Tuberkel zu den spezifischen Entzündungen ein.
Jeder schädliche Reiz, der den Organismus trifft, sei er belebt
oder unbelebt, wirke er physikalisch oder chemisch, wird zunächst
die Zellen der Gewebe schädigen und dann die Entzündung aus-
lösen als Versuch den Schädling zu überwältigen und unschädlich
zu machen. Diese Schädigungen und Entartungen, diese regres-
siven Metamorphosen und Degenerationen bis hin zur
Nekrose bilden von jeher eines der anziehendsten fesselndsten
Kapitel der allgemeinen Pathologie. Hierher gehören ARNOLDS
Untersuchungen über Staubinhalation und Staubmetastase und
über die Geschicke des eingeatmeten Metallstaubes im Körper.
Es sind 3 Gründe, die zahlreiche Forscher immer wieder zu diesem
Stoff hingezogen haben, 1. die Frage wie wir durch verstäubte
Stoffe unserer Umwelt gefährdet werden, 2. der Wunsch die ana-
tomischen Bahnen und Wege dieser Stoffe kennen zu lernen und
3. die Überlegung, daß, wohin unbelebte Körperchen hin gelangen
können, wohl auch belebte kleinste Wesen Zutritt haben werden,
also kurz: ein Seitenblick auf die Infektionslehre. Zu den Inhala-
tionsversuchen wurden Ruß, Ultramarin, Smirgel, Sandsteinstaub
gewählt mit Rücksicht auf die Gefährdung gewisser Berufe durch
diese Staubarten. Zahlreiche Fragen tauchen auf und über-
stürzen sich fast. Die Bahnen des Staubes, die Mittel der Weiter-
beförderung, der Abtransport nach außen durch die Staubzellen,
nach innen die Abfuhr durch die Lymphwege nach den Bronchial-
drüsen, der Einfluß des Staubes auf die Lunge, die Beziehung des