Metadaten

Ernst, Paul; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 5. Abhandlung): Julius Arnold in seinen Arbeiten: Vortrag ... — Heidelberg, 1916

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34600#0020
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
20 (B. 5)

P. ERNST:

Wie soll man aber Aufschluß erhalten über den Verbleib und
die Mengen des Staubes in Lungen und Drüsen und anderen Orga-
nen, über die quantitative Verteilung. Kohlenruß ist nicht isoliert
darzustellen, Eisen ist nicht zu verwerten, da Blut und Gewebe
solches enthalten. Kieselsäure hat man wohl bestimmt und im
Neugeborenen 0%, bei alten Leuten 7%, bei Steinhauern 24%,
ja sogar über 50% gefunden (KussMAUL und ScHMinT). Am zu-
verlässigsten schien aber die quantitative Bestimmung von Stoffen,
die im Körper sonst nicht Vorkommen und das sind die edlen
Metalle. Dazu boten Leichen Anlaß, die aus der Pforzheimer
Edelmetall-Industrie stammten, und hier zur anatomischen Unter-
suchung kamen. Die Scheideanstalt liefert in der Kapellenmethode
ein zuverlässiges Verfahren. Organe werden in Spiritus gehärtet,
in Würfel geschnitten, im Ofen bei 100° getrocknet, in hessischen
Tiegeln verascht. Auf einem Probiergefäß aus Knochenmehl
mit einer dellenförmigen Vertiefung, eben der sogen. Kapelle, wird
die Asche mit Blei geschmolzen und oxydiert; die Oxyde verschwin-
den in der porösen Masse, das Blei nimmt Silber und Gold auf,
Blei wird in Rotglut abgetrieben, und es bleibt ein reines Korn
aus Silber und Gold. Der größte Gehalt nach Prozenten fand sich
in den Bronchialdrüsen, größer als in beiden Lungen zusammen,
mehrmals sogar größer als in Lungen, Leber, Milz zusammen,
was die früheren Befunde bestätigte und auf die Atmung als die
wesentlichste Quelle der Metalleinfuhr neben dem möglichen Ein-
tritt durch Magen und Darm hinwies.
Blut ist ein ganz besonderer Saft. Das haben wir in den letz-
ten 35 Jahren erfahren, in denen in der Haematologie eine ganz
neue Wissenschaft erstanden ist. Sie hat auch ARNOLn mächtig
angezogen und zwar kam er von anatomischer Seite, von seiner
Bildungsstätte her zum Blut. Ihn fesselte am Knochenmark die
Frage, ob Leukocyten und Erythrocyten, weiße und rote Blut-
körper getrennte Vorstufen haben oder ob kernhaltige rote Blut-
körper doch am Ende aus Umwandlung von Leukocyten hervor-
gehen können und er neigte der Bejahung der zweiten Frage zu,
weil er Übergangsformen zu erkennen glaubte in eosinophilen
Zellen mit diffus verteiltem Haemoglobin, ferner in haemoglobin-
haltigen Formen mit basophilen Granula im Leib, acidophilen im
Kern, endlich in kernhaltigen roten Blutkörpern mit verzweigtem,
wie in Bewegung befindlichen Zelleib, womit die Unterschiede
zwischen den beiden Hauptzellen des Blutes sich verwischen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften