26 (B. 5)
P. ERNST:
mikroskopische Erkennungsverfahren haben. Einen besonders
schlagenden Beweis sah aber ARNOLD immer darin, daß diese Bilder
mit verschiedenen Stoffen befrachteter Zellen genau überein-
stimmten mit den Ergebnissen vitaler Färbung. Ob man Neutral-
rot oder Methylenblau oder Fett verfüttert, immer resorbieren
und speichern die Darmepithelien die gebotenen Stoffe in densel-
ben Formelementen als in ihren Adsorptionszentren, in ihren
Werkzeugen und Organellen des Stoffwechsels.
Den Schlußstein des Gebäudes bildet die gewichtige Rolle der
Granula bei der Sekretion, die von ARNOLD namentlich an Schleim-
drüsen, Brustdrüse und Niere, von anderen an seroesen, Talg-
und Schweißdrüsen ausgeprüft worden ist. Es hat sich ergeben,
daß die Sekretbereitung sich am Mitochondrienapparat vollzieht,
daß die Sekretion beginnt mit Anhäufung der Granula im inneren
Abschnitt der Zellen, daß sie mit dem Verbrauch und Schwund
der Granula ihren Höhepunkt erreicht und hierauf ein Wieder-
ersatz dieser Elemente von den an der Zellenbasis gelegenen Fäden
und Körnern aus geschieht.
Es wird niemand erwarten, daß eine so verwickelte Lehre nur
Anhänger zählt. Die Stimmen der Gegner bezweifeln die Wesens-
verwandtschaft der Mitochondrien und der Plasmosomen mit ihren
Derivaten, den Granula. Sie weisen den ersteren wohl Funktionen
der Gewebebildung zu, den letzteren die Betätigung bei der Sekre-
tion, Fett- und Glykogenspeicherung und Pigmentierung. Andere
bestreiten die morphologische und topographische Übereinstim-
mung zwischen Chondriosomen und Glykogen, also die funk-
tioneile Wirksamkeit der Chondriosomen bei der Synthese des
Glykogens und des Fettes. Und endlich wird die Lebend-
färbung und die Maceration hart angefochten und die Zweck-
mäßigkeit dieser Methoden zur Erforschung der Plasmastruktur
bestritten.
Jedes Bild wirkt nur im passenden Rahmen. Ich habe ver-
sucht, ARNOLDS Bild in den Rahmen der zeitgenössischen Patho-
logie zu stellen, in dem nicht uneigennützigen Bestreben, zu zeigen,
daß die Pathologie in guten Bahnen verläuft, seitdem sie Natur-
forschung geworden ist. Sollte es sich doch da und dort erweisen,
daß ARNOLD die Wahrheit nicht erreicht hat, so wird niemand
ihm die Anerkennung des lauteren Strebens nach Wahrheit ver-
sagen. Wenn der Weise des Ostens Recht hat, daß Gedanken, die
P. ERNST:
mikroskopische Erkennungsverfahren haben. Einen besonders
schlagenden Beweis sah aber ARNOLD immer darin, daß diese Bilder
mit verschiedenen Stoffen befrachteter Zellen genau überein-
stimmten mit den Ergebnissen vitaler Färbung. Ob man Neutral-
rot oder Methylenblau oder Fett verfüttert, immer resorbieren
und speichern die Darmepithelien die gebotenen Stoffe in densel-
ben Formelementen als in ihren Adsorptionszentren, in ihren
Werkzeugen und Organellen des Stoffwechsels.
Den Schlußstein des Gebäudes bildet die gewichtige Rolle der
Granula bei der Sekretion, die von ARNOLD namentlich an Schleim-
drüsen, Brustdrüse und Niere, von anderen an seroesen, Talg-
und Schweißdrüsen ausgeprüft worden ist. Es hat sich ergeben,
daß die Sekretbereitung sich am Mitochondrienapparat vollzieht,
daß die Sekretion beginnt mit Anhäufung der Granula im inneren
Abschnitt der Zellen, daß sie mit dem Verbrauch und Schwund
der Granula ihren Höhepunkt erreicht und hierauf ein Wieder-
ersatz dieser Elemente von den an der Zellenbasis gelegenen Fäden
und Körnern aus geschieht.
Es wird niemand erwarten, daß eine so verwickelte Lehre nur
Anhänger zählt. Die Stimmen der Gegner bezweifeln die Wesens-
verwandtschaft der Mitochondrien und der Plasmosomen mit ihren
Derivaten, den Granula. Sie weisen den ersteren wohl Funktionen
der Gewebebildung zu, den letzteren die Betätigung bei der Sekre-
tion, Fett- und Glykogenspeicherung und Pigmentierung. Andere
bestreiten die morphologische und topographische Übereinstim-
mung zwischen Chondriosomen und Glykogen, also die funk-
tioneile Wirksamkeit der Chondriosomen bei der Synthese des
Glykogens und des Fettes. Und endlich wird die Lebend-
färbung und die Maceration hart angefochten und die Zweck-
mäßigkeit dieser Methoden zur Erforschung der Plasmastruktur
bestritten.
Jedes Bild wirkt nur im passenden Rahmen. Ich habe ver-
sucht, ARNOLDS Bild in den Rahmen der zeitgenössischen Patho-
logie zu stellen, in dem nicht uneigennützigen Bestreben, zu zeigen,
daß die Pathologie in guten Bahnen verläuft, seitdem sie Natur-
forschung geworden ist. Sollte es sich doch da und dort erweisen,
daß ARNOLD die Wahrheit nicht erreicht hat, so wird niemand
ihm die Anerkennung des lauteren Strebens nach Wahrheit ver-
sagen. Wenn der Weise des Ostens Recht hat, daß Gedanken, die