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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0026
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18 (B.1)

Robert Lauterborn:

Tiefe ab brechend — sie sind es, die nicht n ur dem Rheintal seinen
vielgerühmten natürlichen Reiz verleihen, sondern auch inmitten
einer aufs höchste gesteigerten Bodenkultur überall noch Reste
der ursprünglichen Tier- und Pflanzenwelt bewahren.
So haben wir denn an den Hängen des Rheintals von xero-
thermen Einzelformationen zunächst die Weinberge, dann die
sonndurchglühten schroffen Felsen und schließlich den lichten
Buschwald, der die steinigen Halden und Felsenkanten des
Abfalls der Hochfläche bekleidet.
Die Weinberge bieten wie alle intensiv bewirtschafteten
Kulturflächen nicht viel Eigentümliches, ln dem oft gejäteten
von Schieferbrocken bedeckten Boden kommen nur wenige Pflan-
zen zur Entwicklung, von denen Setaria verticillata, Allium vineale,
Arabis arenosa, Thlaspi perfoliatum, Valerianella carinata und
Heliotropium europaeum die bemerkenswertesten sind.
Eine sehr charakteristische Entfaltung erlangt die xero-
therme Vegetation an den Felsen. Am Fuße oft mit dem Laub-
werk alter Efeustämme .spalierartig überkleidet, besetzt mit
Büschen von Cotoneaster integerrima, Amelanchier vulgaris, Sor-
bits aria, die aus den Spalten und Ritzen des Gesteins hervor-
quellen, schmücken sich diese steilen Wände und Klippen nament-
lich im Frühsommer mit einem bunten Blütenflor. Diese Felsen-
pflanzen des Mittelrheins sind besonders Sesleria coerulea, Stipa
pennata, St. capillata, Melica ciliata, Iris sambucina, Allium rotun-
dum, A. sphaerocephalum, Cheiranthus Cheiri, Alyssum mon-
tanum, Isatis tinctoria, Biscutella laevigata (St. Goar), Sinapis chei-
ranthus, Draba muralis, Arabis brassicaeformis, Thlaspi alpestre
(Boppard), Silene Armeria, Dianthus caesius (St. Goar), Potentilla
rupestris, Rumex scutatus, Sempervivum tectorum (hier sicher ur-
sprünglich einheimisch), Sedum album, S. reflexum, Artemisia Ab-
sinthium, Lactuca perennis. Von Farnen ist Ceterach officinarum
an Felsen und Weinbergmauern verbreitet; in beschatteten Ritzen
bergen sich Asplenium Trichomanes, A. m/,« muraria, A. Adian-
tum nigrum, A. septentrionale.
Die steinigen Hänge, die Gipfel der Felsen sowie den Abfall
der Hochfläche über den Weinbergen begrünt der lichte Busch-
wald. Derselbe besteht hauptsächlich aus Eichen, Corylus Avel-
lana, Acer monspessulanum häufig und oft in starken Stämmen
über die Felsen hängend, A. campestre, Wildrosen, Prunus spmosa,
 
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