Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms. III. (B. 1) 49
dem Kanal von Pannerden auf, also auf jener Strecke des Rheins,
die als Beginn des Deltas von jeher besonders zu Stromverlage-
rungen neigte. Ein Teil dieser Altwasser verdankt seinen Ursprung
künstlichen Durchstichen von Flußkrümmen, hier „Kanäle“ ge-
nannt, die Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts zur
Streckung des Stromlaufes ausgeführt wurden: so schuf der Büde-
richer Kanal 1784 den Altrhein von Wesel, der Bislicher Kanal
1789 den Altrhein von Xanten, der Griether Kanal 1819 den Alt-
rhein von Grieth-Dornick, der Bylandsche Kanal nach 1770 die
sog. Alte Waal unterhalb Lobith. Alle diese Altwasser sind an
ihrer oberen Mündung mehr oder weniger stark verlandet und
gleichen in ihrer halbkreis- bis hackenförmigen Gestalt ganz den
auf ähnliche Weise entstandenen offenen Strombuchten des Ober-
rheins. Daneben findet sich noch eine Anzahl natürlicher Alt-
wasser, für die der Oberrhein kaum entsprechende Beispiele bietet.
Es sind Reste alter Seitenarme des Rheins, jetzt stille Wasser,
oben weithin verlandet, die in flußartig gewundenen Betten meilen-
weit durch die feuchten Wiesengründe der Niederung dahinziehen.
Hierher gehört auf dem linken Ufer der sog. Kalflack, der bei
Calcar beginnt und 11 km lang gegenüber Emmerich ausmündet,
weiter der Alte Rhein, der östlich von Cleve über Griethausen-
Schenkenschanz dem offenen Rhein zustrebt; auf dem rechten
Ufer die Altrheine von Rees, Praest und schließlich, bereits auf
holländischem Boden, das größte Altwasser des Niederrheins, der
über 15 km lange Oucle Rijn, der sich von Lobith bis zum Kanal
von Pannerden erstreckt.
Die Tier- und Pflanzenwelt dieser Altwasser ist leider erst
sehr wenig bekannt. Ich selbst habe bis jetzt nur den Altrhein
bei Xanten untersuchen können, dessen Plankton gegenüber dem-
jenigen der Altwasser des Oberrheins gewisse Eigentümlich-
keiten aufweist, die weitere Forschungen als besonders lohnend
und wünschenswert erscheinen lassen.
Der Altrhein von Xanten ist ein etwa 5 km langes und
2—300 m breites Gewässer, das sich bei seiner Mündung in den
Rhein kanalartig verschmälert und hier bei höheren Wasserständen
durch eine Schleuse abgesperrt ist. Die versumpften Enden so-
wie besonders das östliche Ufer sind mit dichtem Rohrwald von
Phragmites communis sowie Beständen von Scirpus lacuster be-
wachsen, entlang derem Rande, zur Blütezeit weithin goldgelb
Sitzungsberichte tl. Heidelb. Akad., math.-nat. Kl. B. 1918. l.Abh.
dem Kanal von Pannerden auf, also auf jener Strecke des Rheins,
die als Beginn des Deltas von jeher besonders zu Stromverlage-
rungen neigte. Ein Teil dieser Altwasser verdankt seinen Ursprung
künstlichen Durchstichen von Flußkrümmen, hier „Kanäle“ ge-
nannt, die Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts zur
Streckung des Stromlaufes ausgeführt wurden: so schuf der Büde-
richer Kanal 1784 den Altrhein von Wesel, der Bislicher Kanal
1789 den Altrhein von Xanten, der Griether Kanal 1819 den Alt-
rhein von Grieth-Dornick, der Bylandsche Kanal nach 1770 die
sog. Alte Waal unterhalb Lobith. Alle diese Altwasser sind an
ihrer oberen Mündung mehr oder weniger stark verlandet und
gleichen in ihrer halbkreis- bis hackenförmigen Gestalt ganz den
auf ähnliche Weise entstandenen offenen Strombuchten des Ober-
rheins. Daneben findet sich noch eine Anzahl natürlicher Alt-
wasser, für die der Oberrhein kaum entsprechende Beispiele bietet.
Es sind Reste alter Seitenarme des Rheins, jetzt stille Wasser,
oben weithin verlandet, die in flußartig gewundenen Betten meilen-
weit durch die feuchten Wiesengründe der Niederung dahinziehen.
Hierher gehört auf dem linken Ufer der sog. Kalflack, der bei
Calcar beginnt und 11 km lang gegenüber Emmerich ausmündet,
weiter der Alte Rhein, der östlich von Cleve über Griethausen-
Schenkenschanz dem offenen Rhein zustrebt; auf dem rechten
Ufer die Altrheine von Rees, Praest und schließlich, bereits auf
holländischem Boden, das größte Altwasser des Niederrheins, der
über 15 km lange Oucle Rijn, der sich von Lobith bis zum Kanal
von Pannerden erstreckt.
Die Tier- und Pflanzenwelt dieser Altwasser ist leider erst
sehr wenig bekannt. Ich selbst habe bis jetzt nur den Altrhein
bei Xanten untersuchen können, dessen Plankton gegenüber dem-
jenigen der Altwasser des Oberrheins gewisse Eigentümlich-
keiten aufweist, die weitere Forschungen als besonders lohnend
und wünschenswert erscheinen lassen.
Der Altrhein von Xanten ist ein etwa 5 km langes und
2—300 m breites Gewässer, das sich bei seiner Mündung in den
Rhein kanalartig verschmälert und hier bei höheren Wasserständen
durch eine Schleuse abgesperrt ist. Die versumpften Enden so-
wie besonders das östliche Ufer sind mit dichtem Rohrwald von
Phragmites communis sowie Beständen von Scirpus lacuster be-
wachsen, entlang derem Rande, zur Blütezeit weithin goldgelb
Sitzungsberichte tl. Heidelb. Akad., math.-nat. Kl. B. 1918. l.Abh.