Metadaten

Merton, Hugo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 2. Abhandlung): Quer- und spiralgestreifte Muskelfasern bei Pulmonaten — Heidelberg, 1918

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38877#0020
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20 (B.2)

Hugo Merton:

Auf die Literatur über quergestreifte Muskelfasern bei Gastro-
poden bin ich schon in meiner früheren Mitteilung eingegangen.
Das Vorkommen einfacher, quergestreifter Muskelfasern bei Buli-
minus im Stützbalken und in der Muskulatur des Schlundkopfes
sind eine weitere Bestätigung der Anschauung, daß die Ausbildung
einer Querstreifung als Produkt einer vermehrten Leistungs-
fähigkeit der betr. Muskelfasern anzusehen ist. Nach meinen jetzi-
gen Erfahrungen vertrete ich die Ansicht, daß die Querstreifung
dort, wo sie einmal entstanden ist, nicht mehr schwinden kann.
Denn es hat sich gezeigt, daß in der Winterruhe, während der der
Kauapparat monatelang außer Tätigkeit ist, keine Veränderungen
in der Struktur der Muskelfaserrinde auftreten. Es ist dabei zu
bedenken, daß die Muskelfasern wohl selbst während der Winter-
ruhe nicht vollkommen ausgeschaltet sind, denn wie schon früher
auseinandergesetzt wurde, sind sie im Innern des Stützbalkens
ständig einer gewissen Spannung ausgesetzt, und das gleiche gilt
für die antagonistisch wirkenden Muskeln des Kauapparates.
Aber auch allgemein scheinen sich irgendwelche Differenzierungen
der kontraktilen Rinde nicht rückzubilden.
Wenn also auch die Querstreifung dort, wo sie einmal auf-
getreten ist, als solche bestehen bleibt, so steht anderseits' jetzt
außer Zweifel, daß es sich nicht, wie behauptet worden ist (Vigier
und Vles1), bei den quergestreiften Fasern um Muskelfasern be-
sonderer Art handelt, sondern daß sie aus sogenannten glatten
Muskelfasern entstehen. Das geht aus dem Nebeneinandervorkom-
men glatter und teilweise quergestreifter Muskelfasern in einem
Bündel, wie bei Buliminus hervor. Ganz entsprechend sind auch
die Befunde von Loisel bei Helix aspersa zu deuten. Einen
höheren Grad der Querstreifung besitzen die Muskelfasern aus
dem Stützbalken von Planorbis (Merton 1911); dort sind in einem
bestimmten Abschnitt des Stützbalkens alle Muskelfasern quer-
gestreift, in anderen Teilen aber vollkommen undifferenziert.
Wie mir scheint, unterscheiden sich sämtliche Muskelfasern des
Schlundkopfes, auch die glatten, in ihrem Bau von allen anderen
Muskelfasern des Schneckenkörpers; am nächsten stehen ihnen
wohl die Muskelfasern des Fußes und der muskulösen Organ-

1 P. Vigier et F. Vles, Structure histologique des elements muscu-
laires de cceur chez les mollusques. Bull. soc. zool. france. Bd. 29,
1904.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften