Metadaten

Elze, Curt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 10. Abhandlung): Über Form und Bau des menschlichen Magens — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36562#0052
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
52 (B. 10)

CljRT ELZE :

allem im vorstehenden Mitgeteilten für berechtigt, alle Formen,
die den Figuren 3 und 4 und Übergängen zwischen ihnen ent-
sprechen, auf welche, wie früher gezeigt, CuNNiNGHAM und andere,
neuerdings besonders AscHOFF Gewicht legen, aus dem Kreise
der normalen Formen des gesunden Magens ebenso auszuscheiden,
wie alle Formen des krankhaft veränderten Magens. Denn ob
die Abweichung von der Norm funktionell oder organisch bedingt
ist, ist hier gleichgültig. Damit gebe ich den älteren Anatomen
recht, die, freilich wohl unbewußt, diese Formen nicht berück-
sichtigt haben. Vielleicht aber haben sie sie auch nie oder nur
selten gesehen und dann für krankhafte Formen gehalten. Späte
Untersuchung nach Lösung der Totenstarre wäre ein möglicher
Grund dafür. Wohl aber ist auch früher von den Opiaten kein so
ausgiebiger Gebrauch gemacht worden wie in neuerer Zeit.
Was an Leichenformen nach Ausschaltung der vielleicht durch
Opiatwirkung entstandenen Formen noch übrig bleibt und von
den typischen Formen der Figuren I und 2 abweicht, ist wesent-
lich der Wirkung der Schwerkraft in der Rückenlage bei Ausfall
des Muskeltonus zuzuschreiben. Die Abgüsse und Bilder von His
liefern hierfür typische Beispiele. Die ,,Rückwärtsbiegung des
Fundus" (Fig. 6h, Tafel XVII und 13, Tafel XIX), wiewohl auch
im Röntgenhilde vom Lebenden zu beobachten (Fig. 13), ist, als
Zustandsbild, ebenso eine Leichenerscheinung wie die Beeinträch-
tigung der ,, Regelmäßigkeit des Formenbildes" des Magens dadurch,
daß er sich hei starker Überfüllung ,,gegen die umgebenden Organe
derart andrängt, daß er von ihnen unregelmäßige Eindrücke
bekommt." An dem Abguß des Magens, auf den sich diese Worte
beziehen (His, Fig. 5a, Tafel XVI), sieht man die Wirkung der
Schwerkraft außerordentlich deutlich, die Magenwand mit ihrem
Inhalt quillt förmlich überall zwischen den unnachgiebigen Nachbar-
organen hervor, wo nur ein Spalt dazu bleibt. Ein förmliches
Monstrum von Magen ist auf diese Weise zustande gekommen, für
dessen normales Vorkommen im lebenden Körper keinerlei Anhalts-
punkte gegeben sind. Auf solche monströse Formen gar noch die
anatomische Beschreibung des Magens und allerlei Erörterungen
gründen zu wollen, wie ÜASSE und STRECKER es tun, muß selbst
für die Beschreibung des Leichenmagens verfehlt sein.
Der Vergleich von Leichenformen und Lebensformen führt
also zu negativem Ergebnis und bekräftigt damit die auf ganz
anderem Wege gewonnene Erkenntnis, daß der Magen in der
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften